Autor: Tilmann P - Schorsch Kamerun
Autor: Tilmann P - Schorsch Kamerun
Autor: Tilmann P - Schorsch Kamerun
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
http://www.mediaculture-online.de<br />
glaube an dich selber, rief der unverzagte peale und setzte dann noch eins drauf: habe<br />
Vertrauen in deine Fähigkeiten!<br />
ich brütete lange über diesem satz, auf dem schutzumschlag stand: (leinen, gebunden,<br />
17.80’) unter dem text: dieses erstaunliche Buch atmet den lebendigen Geist der Wahrheit<br />
und der gläubigen Zuversicht. im hinterhof begannen die vögel so wild zu jubilieren, als<br />
hätten sie gerade norman vincent peale gelesen.<br />
auch die konkurrenz schlief nicht. am nächsten morgen rief mich B. an und bat um einen<br />
besuch, er sei krank, nichts bestimmtes, und bedürfe des zuspruchs. nun gibt es kaum<br />
etwas erquicklicheres, als die gelassene und distanzierte betrachtung anderer leute<br />
miseren, so dass ich ihn mit einer flasche grappa sofort heimsuchte. nicht heimtücke gab<br />
mir diese idee ein, sondern der fromme wunsch, ihn abzulenken.<br />
sein zustand war ganz unbeschreiblich, es lohnt nicht, näher auf ihn einzugehen, graue<br />
visage, frettchenrote augen, eine büssermiene und er sagte, ich kann nicht mehr.<br />
was denn so speziell, fragte ich. er fühle sich, sagte B., während er einen grappa trank,<br />
cerebral stark angegriffen, was sich in der form planloser gedankenfluchten äussere,<br />
immer auf dem fundament absoluter zusammenhanglosigkeit; er könne schon seit<br />
wochen keinen klaren gedanken mehr fassen, und wenn er einen fasse, sei er schrott.<br />
woran das liege, fragte ich und trank keinen grappa. ach, sagte er, in diesen zeiten griffe<br />
er gern zur flasche, um die zirkulären gedanken zu verstören, die da wären: der saustall<br />
weit, der solidarzuschlag, die stagnierenden honorare und die präponderanz des<br />
infantilen, an dem amerika schuld sei.<br />
mein gott, dachte ich damals, wer in dem zustand so überlegt schimpfen und klagen kann,<br />
bedarf wahrlich nicht des positiven denkens und ich beneidete ihn sehr.<br />
ob mir aufgefallen sei, dass die verbrecher – vor allem in den befreiten gebieten – immer<br />
debilere verbrechen produzierten? ihnen fehle, sagte ich, die erfahrung, konnte sich doch<br />
die wahre kunst des verbrechens – so wenig wie der schund – im reich des bösen<br />
entfalten.<br />
207