06.12.2012 Aufrufe

Autor: Tilmann P - Schorsch Kamerun

Autor: Tilmann P - Schorsch Kamerun

Autor: Tilmann P - Schorsch Kamerun

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

http://www.mediaculture-online.de<br />

immergleichen auf niedrigstem niveau, nichts als die bekannten primatenverrenkungen<br />

vor spiegeln – aber du selbst, sagte B. nervös -<br />

halt die klappe, sagte ich, und dann die immergleichen nährstoffe aus dem psychohumus,<br />

jeder des anderen homo therapeuticus; im übrigen, betrachte ich die elaborationen,<br />

scheint es mir, als schrieben entweder massenhaft viele autoren an einem roman oder ein<br />

einziger an sehr vielen gleichförmigen, aber das sei nur ein dunkler verdacht. kraft meiner<br />

neurose, fuhr ich gesammelt fort, die vollständiger ist als deine zusammengesetzten, bin<br />

ich zu dem unumstösslichen entschluß gelangt, den menschen als solchen aus meiner<br />

literatur zu tilgen, ja ich eskamotiere das menschliche subjekt, schluß mit den epiphanien<br />

der täuschung; der mensch ist kein würdiger gegenstand mehr. in meinen romanen,<br />

hörspielen, dramen und gedichten werden fürderhin nur noch objekte eine rolle spielen.<br />

Ob er den satz Walter Benjamins über Baudelaire kenne? höre mal, sagte B.,<br />

misanthropie sei ja eine schöne sache, dürfe aber keinen demonstrativen zug bekommen.<br />

der signifikante satz heisst, sagte ich, merke auf, ‘baudelaire baute in seine gedichte<br />

vorkehrungen gegen die konkurrierenden ein.’ punkt. ich hängte ein und begab mich stolz<br />

zu meinem schreibtisch, um die ersten konzepte zu notieren.<br />

auf die glorreiche idee war ich gekommen, nachdem ich auf zwei gedanken methodisch<br />

eingewirkt hatte; auf den, schund herzustellen, und den zweiten, der dann obsiegte: die<br />

geschichte der objekte. wohlgemut schrieb ich:<br />

objekte sind formgerecht und zweckgerichtet, ist ihr verfallsdatum da, sind sie materie am<br />

falschen ort. mitunter bestimmt die form ihre funktion, aber es klappt auch umgekehrt, und<br />

es ergibt sich kein chaos ohne ein seelisches dilemma.<br />

erste crux, weitere werden folgen -- man muss die objekte anthropomorphisieren, das ist<br />

misslich und doch ein dilemma. man müsste ihnen menschliche stimmen leihen, was<br />

wieder in die sphäre führt, die wir strikt vermeiden wollten. lösung: keine psychologie.<br />

objekt-subjekt-relationen neu überdenken; die subjekte dürften immerhin als stumme<br />

schatten auftauchen, als lästig-trauriger appendix des objekts. parenthese – der eigensinn<br />

der dinge, bis zu einer vorläufigen charakterologie, der den objekten ihre würde und ihr<br />

212

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!