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Autor: Tilmann P - Schorsch Kamerun

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ERWIN WICKERT<br />

9. März 1952<br />

http://www.mediaculture-online.de<br />

Die Zuerkennung des deutschen Hörspielpreises 1951 für das Hörspiel “Darfst du die<br />

Stunde rufen?” hat mich überrascht und bewegt. Ich danke Ihnen sehr für diese Ehrung<br />

und die Überreichung der Plastik Ihres kriegsblinden Kameraden Jakob Schmitt. Bewegt<br />

hat mich die Entscheidung, weil Menschen sie trafen, die am ernsthaftesten hören, die<br />

Nur-Hörer sind und für die das Wort ein größeres Gewicht hat als für uns<br />

Augenmenschen; Menschen, zu denen wir Zugang nur durch das Ohr finden, und die ein<br />

viel sichereres Gefühl für das falsche und richtige Wort, für den falschen und den richtigen<br />

Ton haben.<br />

Im vergangenen Jahr sind viele gute deutsche Hörspiele gesandt worden, die künstlerisch<br />

meist bedeutender waren als unser Film und oft auch gewichtiger als das, was uns heute<br />

das Theater bietet. Einige davon – ich will nur die Namen ihrer Verfasser nennen: Günther<br />

Eich, Christian Bock, Wuttig, Josef Martin Bauer – standen auch bei der Preisverteilung<br />

zur Diskussion, und ich muß gestehen, mir wäre die Entscheidung sehr schwer geworden.<br />

Wenn Sie trotzdem dem Hörspiel “Darfst du die Stunde rufen?” den Preis zuerkannten, so<br />

ist das wohl nur so zu erklären, daß außer den ästhetischen und formalen Gründen noch<br />

andere den Ausschlag gaben. Das Entscheidende war für Sie vielleicht nicht allein die<br />

dramaturgische Durchführung, eine Glätte oder Eleganz der künstlerischen Lösung,<br />

sondern die Wirkung auf den Hörer, auf den Menschen. Und hierin begegnet sich Ihre<br />

Auffassung mit meinen Bemühungen.<br />

Das Hörspiel, dem Sie den Preis zuerkannten, hat nach seiner ersten Sendung eine<br />

Reihe zustimmender Urteile in der Presse gefunden, soweit sich die Presse heute<br />

überhaupt schon mit Hörspielen befaßt. Sie wurden für mich aber alle aufgewogen durch<br />

den Brief einer Hörerin, die an einer unheilbaren Krankheit litt und wußte, daß sie in<br />

absehbarer Zeit daran sterben werde. Sie schrieb, sie habe sich oft mit dem Gedanken<br />

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