Autor: Tilmann P - Schorsch Kamerun
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Gründen nicht möglich sei und daß einige Passagen darin gegen Strafrechtsnormen und<br />
die Bestimmungen des Staatsvertrags und der Satzung verstießen. Es gelang mir nicht,<br />
konkret in Erfahrung zu bringen, welches denn nun meine Verstöße waren, besonders<br />
das mit den Strafrechtsnormen hätte mich sehr interessiert. Ich konnte aber den Eindruck<br />
nicht loswerden, daß die Perspektive des Verständnisses, mit dem ich die alles in allem ja<br />
enttäuschten Hoffnungen dieser vier alten Kommunisten betrachte, genügte, mein Stück<br />
und mich verdächtig zu machen. Ich erzähle Ihnen diese Geschichte nun gewiß nicht, um<br />
Ihnen etwas vorzujammern – inzwischen hat der WDR das Stück produziert-, sondern weil<br />
ich glaube, daß solche Entscheidungen von Politikern und Rundfunkverantwortlichen für<br />
normal angesehen werden. Sie sollten aber nicht normal sein. Ich habe eine Ahnung<br />
davon bekommen, welche Chancen ein <strong>Autor</strong> hat, der, statt mit einem lauwarmen, mit<br />
einem glühenden Eisen in der Hand daherkommt.<br />
Ich möchte meine Bemerkungen mit einem Dank einerseits und einer Befürchtung<br />
andererseits schließen. Ich wohne jetzt seit zehn Jahren in der Bundesrepublik<br />
Deutschland, und ich verdanke ihr viel. Ich bin in der Schweiz im Klima des kalten Kriegs<br />
erwachsen geworden, der in meiner friedfertigen Heimat seltsamerweise besonders kalt<br />
war. Ich erinnere mich an ein Gefühl eines tiefen Unbehagens: so war meine Welt also<br />
beschaffen, eine ziemlich intolerante Welt ohne Kühnheit, Phantasie und Geheimnis. Alle<br />
schienen immer einer Meinung zu sein. 1967 dann kam ich in die Bundesrepublik, und<br />
hier lernte ich, daß es auch andere Denkmodelle gab als die, mit denen bei uns alle<br />
auszukommen schienen. Ich verdanke der Bundesrepublik in der Tat eine Einführung in<br />
praktische Demokratie, und dafür bin ich ihr dankbar. Das war vor zehn Jahren. Heute<br />
erinnert mich auch hier vieles wieder an jenes beklemmende Klima der Intoleranz von<br />
damals.<br />
“Es gibt zu wenig Schmunzelsendungen, zu wenig herzerfreuenden Witz, zu wenig<br />
Lebensweisheit aus dem Lebenselement des Humors. Keine Sentimentalitäten, aber oft<br />
mehr Häuslichkeit in einer unheilen Welt“: ich zitiere nochmals Alois Rummel, den<br />
Hörfunkdirektor des SWF, und diesmal stimme ich ihm aus tiefstem Herzen zu. Er hat<br />
wirklich recht. Ich leide auch darunter, daß wir alle so wenig zu schmunzeln und zu lachen<br />
haben. Unversehens sind sogar unsere harmlosesten Ansprüche – unkontrolliertes Spiel,<br />
Unfug, Blödsinn, begründungslose Phantasie – ein Politikum geworden. Das Lachen ist<br />
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