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Autor: Tilmann P - Schorsch Kamerun

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Humors. Keine Sentimentalitäten, aber oft mehr Häuslichkeit in einer unheilen Welt.” Und:<br />

“Ich werde für eine produktive Bescheidung eintreten, d. h. es müssen Kräfte freigesetzt<br />

werden, die dem Hörer mehr Information und Unterhaltung liefern. Dabei muß<br />

sichergestellt sein, daß die Unterhaltung nicht politisiert wird, wobei auf der andern Seite<br />

Wege gesucht werden müssen, um die Politik unterhaltender servieren zu können.” Ende<br />

des Zitats. Peter Alexander berichtet aus Wyhl. Vico Torriani singt den Kommentar aus<br />

Bonn.<br />

Jede Art zu schreiben ist erlaubt, nur nicht die langweilige, sagt Voltaire, und er spricht mir<br />

aus dem Herzen. Leider ist mit dem Satz methodisch wenig anzufangen, denn für jeden<br />

von uns scheint etwas anderes langweilig zu sein. Herr Rummel, den ich deshalb so<br />

ausführlich zitiere, weil viele andere Programmverantwortliche so wie er zu denken<br />

scheinen, Herr Rummel will für und nicht gegen den Hörer produzieren. Das will ich gewiß<br />

auch, aber ich fürchte, wir meinen nicht dieselben Hörer. Ich stelle mir meine Hörer<br />

erwachsen, neugierig und autonom vor. Ich kenne meine Hörer ja auch, einige von ihnen,<br />

weil Hörer kein abstraktes Konstrukt sind, sondern Menschen wie Sie und ich.<br />

Wir sind gewiß nicht alle gleich veranlagt und begabt, natürlich nicht, wir haben oft<br />

verschiedene Interessen, aber irgendwie wursteln wir uns nach Kräften durch. Die Hörer<br />

meines Programmdirektors jedoch scheinen allesamt überhaupt nichts zu können und zu<br />

wollen, sie sind immer nur müde und wollen nur hören, was sie schon einmal gehört<br />

haben. Vielleicht gibt es solche Hörer, vielleicht gibt es sogar Gründe dafür, daß so viele<br />

Hörer – und das heißt: so viele Staatsbürger – so ungeübt im selbständigen Denken<br />

geblieben sind und jede Bestätigung ihres Weltbilds jedem Denkanstoß vorziehen.<br />

Gewiss jedoch hat der Hörfunkdirektor des Südwestfunks den Auftrag einer<br />

Rundfunkanstalt mißverstanden, wenn er sagt (ich zitiere): “Ein Hörfunkprogramm hat vor<br />

allem eine dienende, den Hörer zufriedenstellende Funktion.” Ende des Zitats. Diese<br />

Funktion hat eine Rundfunkanstalt eben nicht. Ihr Auftrag ist in den jeweiligen<br />

Staatsverträgen und den Satzungen festgehalten und zielt darauf hin, den Bürger in<br />

einem demokratischen Staat eine autonome Meinungsbildung zu erlauben. Dieser Auftrag<br />

unterscheidet just die Rundfunkanstalten der Bundesrepublik von sogenannt<br />

hörerfreundlichen Sendern wie Radio Luxemburg. Es widerspricht diesem Auftrag, wenn<br />

man den unbedarftesten Hörer zur Norm erklärt und den andern Hörern, die eine so kleine<br />

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