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Autor: Tilmann P - Schorsch Kamerun

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Mit ihrem permanenten Imitationsauftrag haben uns die Kulturdiktatoren ins Abseits<br />

getrieben. Deshalb die Forderung: Nie wieder Außensimulation, die uns zur Täuschung<br />

zwingt! Befreiung unserer inneren Bilder! Der Befehl lautet: Die Augen geschlossen und in<br />

sich hinein gehört!<br />

Die Kriegsblinden haben es vorgemacht. Sie mussten in sich hinein hören, ob sie wollten<br />

oder nicht. Sie hatten keine Bilder zur Verfügung, die sie beeindrucken konnten, außer<br />

eben jenen, die sie von früher mit in die Dunkelheit genommen haben – Erinnerung an<br />

eine Zeit, als alles anders war.<br />

“Hören soll stören!“<br />

Wie sagt Sophie Rois in “Rosebud“ an meiner persönlichen Lieblingsstelle : “Hanns-Martin<br />

Schleyer, das war noch Cinemascope. Heute aber hat alles nur noch Chipgröße.“<br />

Demnach leben wir also von uns – und von dem, was wir einmal waren; und von dem,<br />

was wir gerne einmal gewesen wären: unterschiedliche Töne, Einzeltöne, die dem Choral<br />

nicht verpflichtet sind. Und dort, im Abseits der Sehnsucht, in der Fluchtzone der<br />

Superblitze unserer Zeit, plärrt es aus dem Radio: “Hören soll stören, hören soll stören!<br />

Bitte melden!“<br />

Hörspiel schafft mitunter einen tosenden Moment der Stille, der Erneuerung und der<br />

Neuorientierung. Wir brauchen Revolution! Keine Revolution hat jemals in Palästen oder<br />

Parlamenten ihren Anfang genommen. Welcher Sender, welches Theater könnte je von<br />

sich behaupten, die Systeme auch nur ansatzweise erreicht, sogar erschüttert zu haben?<br />

Liegt nicht die revolutionäre Kraft der “Stummen von Portici“ viel weniger in der Oper<br />

selbst als vielmehr in den Revolutionsbildern, die sie im Kopf ihrer Zu-Hörer entwickelt<br />

hat ?<br />

Wer zweifelt da noch an der revolutionären Kraft des Hörspiels? Welches Format ist<br />

direkter auf den Kopf gerichtet? Welches Format wird sträflicher missachtet als das<br />

Hörspiel? Ich weiß, dass einige das belächeln. Das wird sich ändern. Das Hörspiel steht<br />

schon mit einem Bein im Leben, wenn sich andere Ausdrucksformen noch die Prothesen<br />

anschnallen. Es spricht nur einen Sinn an, die anderen muss es sich erkämpfen.<br />

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