Autor: Tilmann P - Schorsch Kamerun
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So gut ich diesen Preis kannte, so wenig wußte ich über den Verband, der ihn verleiht. Dr.<br />
Sonntag ließ mir freundlicherweise einige Exemplare der Zeitschrift “Der Kriegsblinde”<br />
zuschicken, ich habe sie gelesen und dabei manches gelernt über die Situation der etwa<br />
5000 Kriegsblinden. Beispielsweise über Schwierigkeiten, die das Kriegsblindenhandwerk<br />
hat – einer der wichtigsten Tagesordnungspunkte der Konferenzen der zuständigen<br />
Fürsorge-Einrichtungen. Ich habe weiterhin erfahren, daß jährlich ein Internationaler<br />
Kriegsblindenkongreß stattfindet, auf dem sich Kriegsblinden-Organisationen aus neun<br />
Ländern treffen. Ich habe auch erfahren, daß Kriegsblinde durchaus nicht immer nur<br />
zusammenkommen, um über Sorgen und Probleme zu sprechen, sondern daß sie<br />
Kegelturniere, Skatmeisterschaften, Schachturniere austragen, auch Sportwettkämpfe,<br />
etwa im Ski-Langlauf. So haben sich konkretere Vorstellungen bei mir entwickelt, und ich<br />
nehme an, auch solch ein gegenseitiges Kennenlernen ist Sinn dieses Preises.<br />
Gegenseitiges Kennenlernen: das soll freilich nicht bedeuten, daß ich nun im zweiten, für<br />
mich schwierigeren Teil von mir reden will. Zuerst, allerdings, hatte ich vor, den Dank mit<br />
Hinweisen zu verbinden auf die Situation eines <strong>Autor</strong>s. Ich wollte Ihnen zeigen, wieviel<br />
schwieriger in den letzten ein, zwei Jahren die Lage eines “freien” Schriftstellers geworden<br />
ist, auf dem Buchmarkt, bei den Medien, und daß Preise immer notwendiger werden: zur<br />
psychischen und zur finanziellen Stärkung. Dazu hatte ich mir bereits Notizen gemacht,<br />
aber dann fragte ich mich: muß ein <strong>Autor</strong> unbedingt von sich reden? Wäre es in diesem<br />
Fall nicht zum Beispiel sinnvoller, Fragen aufzunehmen, die Thema dieses Hörspiels sind,<br />
das heute ausgezeichnet wird?<br />
Dazu muß ich ganz kurz dieses Hörspiel skizzieren, damit wir einen gemeinsamen<br />
Ausgangspunkt haben; die anwesenden Jurymitglieder und Dramaturgen bitte ich für<br />
einen Moment um Nachsicht.<br />
Die “Goldberg-Variationen” sind ein Dialog zwischen Musik und Sprache. Genauer:<br />
zwischen der Musik eines Komponisten und Improvisators, dem ich den historischen<br />
Namen Goldberg gegeben habe und einem, sagen wir: Politiker, auf den ich den Namen<br />
Graf Keyserlingk übertragen habe.<br />
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