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Autor: Tilmann P - Schorsch Kamerun

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http://www.mediaculture-online.de<br />

Herren von der Kritik, erstreiten dem Rundfunkfossil Hörspiel gegen alle Scheinvernunft<br />

der Sachzwänge und Einschaltquoten immer wieder einen Platz im öffentlichen<br />

Bewußtsein.<br />

Und in besonderer Weise ist für Sie, liebe Vertreter des Bundes der Kriegsblinden, Radio<br />

etwas anderes als ein, wie es heutzutage heißt, “Sekundärmedium”, ein verzichtbares<br />

Nebenbei – es ist eine, mitunter eine existentiell wichtige Brücke zum Leben. Kunst als<br />

Notwendigkeit. Kunst, wie mein Freund Rudolf Bussmann nicht müde wird zu zitieren,<br />

kommt eben nicht von Können. Kunst, wie ich nicht müde werde ihm nachzusprechen,<br />

kommt von Müssen. Gerade diese Unbedingtheit ist es, die uns, Hörspielhörer und<br />

Hörspielmacher, miteinander verbindet. Oder sollte ich besser sagen: verbündet?<br />

Abschaffung der Kunst durch Media-Perfektion<br />

Denn es ist ja nicht zu leugnen: die technische Perfektionierung moderner Medien leistet<br />

inzwischen einen unverzichtbaren Beitrag zur Abschaffung der Kunst. Das Ziel scheint<br />

klar: die einfache Verdoppelung der Wirklichkeit. Die Illusion wird erweckt, als wäre man<br />

permanent dabei. Wir sitzen in der 1. Reihe, wird uns gesagt, ja – und da verharren wir,<br />

bewegungslos. Ein massenhypnotischer Akt findet allabendlich statt: die Opfer starren<br />

gebannt ins Leere buntflimmernder Fernsehbilder. Die Oberfülle nicht zu verarbeitender<br />

Informationen erzeugt eine spezifische Lähmung, die vom Kopf aus Leib und Seele erfaßt<br />

und uns erstarren läßt. Je perfekter die Kopie, desto verzichtbarer das Original. (Die<br />

Abschaffung der Kunst ist offenbar nur ein Nebeneffekt. Hauptsächlich geht es wohl um<br />

die Abschaffung der Wirklichkeit selbst.) Die Kopien haben natürlich unbestreitbare<br />

Vorteile. Sie sind billiger (in jeder Hinsicht), sie sind austauschbar und sie kommen zu<br />

uns, sie ersparen uns den mühsamen Weg, auch den Weg der Erkenntnis.<br />

Die Welt wird kleiner durch die Medien. Ja. Aber es ist ein Kurzschluß anzunehmen, daß<br />

der Mensch deshalb größer würde. Nur seine Beschränktheit wird zunächst grenzenlos,<br />

denn vermeintlich befindet sich ja nun die ganze Welt in seinem Zugriff. Aber es ist ein<br />

Griff ins Leere.<br />

Das Fernsehen ist live für uns dabei, überall wo müssen wir da noch live sein?<br />

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