Achter Bericht des amtsführenden Stadtrates für - Wien Museum
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im Orient in der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg beteiligt. 1910 wurde er in den Vorstand<br />
der Dresdner Bank gewählt.<br />
Nach Beratungen der Unternehmensspitze mit Reichskanzler Heinrich Brüning<br />
anlässlich der Bankenkrise erfolgte in der Nacht vom 11. auf den 12. Juli 1931 die<br />
Entlassung Herbert Gutmanns aus dem Vorstand der Dresdner Bank. Im September<br />
1931 übernahm die Regierung im Zuge der Sanierung 75% Anteile <strong>des</strong> Instituts.<br />
Nachdem die Versuche der Leitung der Dresdner Bank, Herbert Gutmann in den<br />
Aufsichtsrat zu wählen, am Veto der Reichsregierung gescheitert waren, übernahm er<br />
im Herbst 1932 den Vorsitz <strong>des</strong> sächsischen Lan<strong>des</strong>ausschusses <strong>des</strong> Bankhauses.<br />
Daneben unterhielt Gutmann bis 1937 ein Privatbüro als Finanzberater an der Adresse<br />
Unter den Linden 65 in Berlin. Im November 1936 kehrte Herbert Gutmann von einer<br />
Reise in die Schweiz und nach Italien nicht mehr nach Deutschland zurück und<br />
flüchtete vor den Nationalsozialisten, die am 30. Jänner 1933 in Deutschland die Macht<br />
übernommen hatten, nach England, wo er am 22. Dezember 1942 nach langer<br />
Krankheit in Paignton/Devonshire starb.<br />
Die Geschäftstätigkeit Herbert Gutmanns im damaligen Osmanischen Reich sowie<br />
ausgedehnte Reisen führten zum Aufbau einer umfangreichen Kunstsammlung, die in<br />
Sammlungsteilen aus einer erheblichen Anzahl von Ostasiatika und einer Kollektion<br />
islamischer Kunst sowie europäischer Kunst <strong>des</strong> 18. und 19. Jahrhunderts bestand.<br />
1919 erwarb Herbert Gutmann das von seinem Onkel seit 1916 gepachtete Anwesen in<br />
der Bertinistraße 16a im Norden Potsdams am Ufer <strong>des</strong> Jungfernsees, das er nach<br />
seinem Vornamen „Herbertshof“ benannte. Das Haupthaus ließ er <strong>für</strong> sich und seine<br />
Familie, seine am 12. September 1889 in Rastatt geborene Ehefrau Daisy, geb. von<br />
Frankenberg und Ludwigsdorf, die er im September 1913 geehelicht hatte, sowie seine<br />
drei Kinder Luca, Fred und Marion, vor allem aber <strong>für</strong> seine Kunstsammlung durch<br />
Zubauten ständig erweitern. 1919 pachtete Herbert Gutmann auch eine benachbarte<br />
Liegenschaft, die „Villa Alexander“.<br />
Nach der Entlassung Herbert Gutmanns als Vorstandsmitglied der Dresdner Bank im<br />
Juli 1931 wurde am 4. Mai 1932, daher noch vor der Machtergreifung der<br />
Nationalsozialisten in Deutschland, seine Sammlung chinesischer Porzellanvögel bei<br />
Sotheby’s in London versteigert. Im Oktober 1933, nach der Machtergreifung,<br />
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