Achter Bericht des amtsführenden Stadtrates für - Wien Museum
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antisemitischen Einstellung der Gesellschaft zurückgezogen. Nach 1945 versäumte es<br />
die Gesellschaft bis heute, Adler wieder in die Liste ihrer Ehrenmitglieder aufzunehmen.<br />
Univ. Prof. Dr. Guido Adler war Verfasser mehrerer Standardwerke, wie „Der Stil in der<br />
Musik“ (1911, 1929) oder <strong>des</strong> von ihm herausgegebenen „Handbuch der<br />
Musikgeschichte“ (1924, 1930). Von 1894 bis 1938 war Adler zudem Herausgeber <strong>des</strong><br />
83-bändigen Werkes „Denkmäler der Tonkunst in Österreich“. Die „Gesellschaft zur<br />
Herausgabe von Denkmälern der Tonkunst in Österreich“ hatte Adler 1893 gegründet.<br />
Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten in Österreich ersuchte Guido Adler<br />
den Obmann der Leitenden Kommission der „DTÖ“, Kardinal Theodor Innitzer, in einem<br />
Schreiben vom 25. März 1938, „dass es unter den obwaltenden Umständen wohl<br />
geraten erscheint“, ihn von der Stelle als „Leiter der Publikationen“ zu entheben. 68<br />
Am 13. März 1938 war der 83jährige Univ. Prof. Dr. Guido Adler in seiner Villa in <strong>Wien</strong><br />
19., Lannerstraße 9, wohnhaft. Das unbelastete Haus stand zur Hälfte in seinem<br />
Eigentum. Die andere Hälfte stand im Eigentum seiner beiden Kinder Dr. Melanie<br />
Karoline Adler, geboren am 12. Jänner 1888, und Dr. Hubert Joachim „Achim“ Adler,<br />
geboren am 25. April 1894. Die Ehefrau Guido Adlers, Betty Adler, geb. Berger, war<br />
bereits 1933 vorverstorben.<br />
Am 5. August 1938 flüchtete der Arzt Dr. Hubert Adler gemeinsam mit seiner Familie,<br />
seiner Ehefrau Marianne Adler, geb. Fischmann, geboren am 2. März 1908, seiner am<br />
5. November 1931 Tochter sowie seinem wenige Wochen nach dem sogenannten<br />
„Anschluss“ am 24. April 1938 geborenen Sohn, in die USA. Die Familie Hubert Adlers<br />
war zuletzt in einem Haus in <strong>Wien</strong> 1., Gonzagagasse 5, wohnhaft gewesen, das im<br />
Eigentum von Melanie Adler (13/24) und Hubert Adler (11/24) stand. Der betagte Univ.<br />
Prof. Dr. Guido Adler, der sich ein Leben in einem anderen Land nicht mehr vorstellen<br />
konnte, verblieb mit seiner Tochter Melanie, die ihn pflegte, in <strong>Wien</strong>.<br />
In seinem „Verzeichnis über das Vermögen von Juden“, das Guido Adler am 13. Juli<br />
1938 verfasste und wegen eines Formfehlers der VVSt. am 16. August 1938 neuerlich<br />
vorlegte, gab er seinen halben Hausanteil in der Lannerstraße mit einem Wert von RM<br />
68 Zur Biografie Guido Adlers siehe Denkmäler der Tonkunst in Österreich. Gesellschaft zur Herausgabe der<br />
Denkmäler der Tonkunst (DTÖ), http://www.dtoe.at/Infos/Adler.php.<br />
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