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Achter Bericht des amtsführenden Stadtrates für - Wien Museum

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Während Bernhard und L., die Kinder der Eheleute Fritz und Luise Gutmann nach<br />

Italien flüchteten, blieb das Ehepaar selbst in Holland. Möglicherweise vertraute Fritz<br />

Gutmann darauf, dass sein Schwager Luca Orsini-Baroni, der die älteste Schwester von<br />

Fritz und Herbert Gutmann, Lilli Gutmann, geehelicht hatte und italienischer Botschafter<br />

in Berlin gewesen war, ihn und die noch vorhandenen Teile der Sammlung aufgrund<br />

seiner guten Beziehungen zu Hitlers Verbündeten Benito Mussolini vor dem Zugriff der<br />

Nationalsozialisten schützen würde. 1943, nachdem die Achse Berlin-Rom zerbrochen<br />

war, sicherte ein deutscher Offizier dem Ehepaar Gutmann freies Geleit <strong>für</strong> die Ausreise<br />

nach Florenz zu. Auf der Bahnfahrt durch Deutschland wurden Fritz und Luise Gutmann<br />

in Berlin festgenommen und nach Theresienstadt verschleppt. Im Frühjahr 1944 wurde<br />

Fritz Gutmann erschlagen, weil er die Unterschrift unter ein Dokument verweigert hatte,<br />

in dem er dem Deutschen Reich seine Kunstsammlung „legal“ überschreiben sollte.<br />

Luise Gutmann wurde nach Auschwitz deportiert und dort ermordet. Nach Beseitigung<br />

dieser „Zeugin“ eigneten sich die NS-Dienststellen alles an, was vom Besitz Gutmann<br />

noch übrig geblieben war. 41<br />

Bis zu seinem Tod 1994 verfolgte Bernhard Gutmann, der seinen Namen in Goodman<br />

geändert hatte, die Spuren der geraubten Sammlung. Seitdem setzen seine beiden<br />

Söhne die Suche fort. 42<br />

Die Bemühungen der Familie Herbert Gutmanns nach 1945, die ihr entzogenen<br />

Vermögenswerte zurückgestellt zu bekommen, verliefen zunächst aussichtslos. Der<br />

Herbertshof, der ab 1943 von der Wehrmacht als Lazarett eingerichtet worden war,<br />

wurde am 14. Februar 1946 von der sowjetischen Militäradministration als NS-<br />

Vermögen beschlagnahmt. 1951 wurde der Rat der Stadt Potsdam als Rechtsträger in<br />

das Grundbuch eingetragen. Nach Verlegung einer Kinderklinik, die seit 1945<br />

bestanden hatte, wurde 1957 im Herbertshof ein Altersheim eingerichtet. Die Abteilung<br />

Gesundheits- und Sozialwesen <strong>des</strong> Magistrats der Stadt Potsdam übernahm die<br />

Rechtsträgerschaft. Ab 1961 erfuhr der Herbertshof weitere, einschneidende<br />

Veränderungen. Durch den Jungfernsee verlief die innerdeutsche Grenze zwischen<br />

Potsdam und Westberlin, entlang <strong>des</strong> Potsdamer Ufers ließ die Regierung der DDR<br />

eine Grenzmauer errichten. Im November 1961 erklärte man das Grundstück <strong>des</strong><br />

41 Ebda., S. 127.<br />

42 Ebda.<br />

154

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