Achter Bericht des amtsführenden Stadtrates für - Wien Museum
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erörtert worden, ob zwei bestimmte Ereignisse im Zusammenhang mit der<br />
Machtergreifung der Nationalsozialisten am 30. Jänner 1933 in Deutschland zu<br />
beurteilen sind und ob sie miteinander verknüpft sind oder <strong>für</strong> sich stehen: Die<br />
Entlassung Herbert Gutmanns als Vorstand der Dresdner Bank in der Nacht vom 11.<br />
auf den 12. Juli 1931 sowie die Versteigerung <strong>des</strong> größten Teiles seiner Sammlung im<br />
Berliner Auktionshaus Graupe vom 12. bis 14. April 1934. Bei Verneinung eines<br />
Zusammenhangs galt als weitere Überprüfungsvorgabe, ob der Versteigerung eine NS-<br />
Verfolgungsmaßnahme zugrunde lag.<br />
Die Berliner Historikerin Angelika Enderlein stellt in ihrer 2006 erschienenen Studie über<br />
den Berliner Kunsthandel in der Weimarer Republik und im NS-Staat, die sich<br />
ausschließlich mit den Berliner Auktionshäusern und Privatsammlungen befasst, eine<br />
Kausalität der beiden Ereignisse her und führt die NS-Politik als Auslöser an, ohne<br />
jedoch eine Trennung <strong>des</strong> Zeitraums vor- und nach der Machtergreifung vorzunehmen:<br />
„… Im April 1934 versteigerte … Graupe die sehr umfangreiche Kunstsammlung und<br />
die Einrichtung <strong>des</strong> Potsdamer Landsitzes von Herbert Gutmann. Gutmann war<br />
Vorstandsmitglied der Dresdner Bank gewesen, die sein Vater gegründet hatte. Wegen<br />
seiner jüdischen Herkunft musste er zurücktreten. Um seinen finanziellen<br />
Verpflichtungen nachkommen zu können, verkaufte er daher neben deutschen,<br />
französischen … Gemälden, Möbel, Plastiken, Kunstgewerbe, Ostasiatika und Bücher.<br />
Im Durchschnitt erzielten die Gemälde Preise zwischen 300 und 600 RM. …“ 52<br />
Laut Enderlein ist daher die Entlassung Gutmanns im Juli 1931, zu der es jedoch vor<br />
dem 30. Jänner 1933, dem Tag der Machtergreifung, gekommen war, ausschlaggebend<br />
<strong>für</strong> die Versteigerung. Auf der anderen Seite zeichnen Beschreibungen und<br />
Rezensionen <strong>des</strong> im Frühjahr 2007 unter der Herausgeberschaft von Vivian<br />
Rheinheimer erschienenen Buches über Herbert M. Gutmann das Bild vom „Aufstieg<br />
und Fall eines legendären Kunstsammlers“, von einem „geradezu <strong>für</strong>stlichen<br />
Lebenswandel“, dem die „Bankenkrise von 1931 ein jähes Ende“ bereitet habe. 53<br />
„Wirtschaftliche Gründe“ werden unter völliger Ausblendung der Machtergreifung der<br />
52 Angelika Enderlein, Der Berliner Kunsthandel in der Weimarer Republik und im NS-Staat, S. 80.<br />
53 http://www.rbb-online.de/_/stilbruch/beitrag_jsp/key=5570229.html und<br />
http://www.directshopper.de/9783894792138-Herbert-M--Gutmann-und-der-Herbertshof-in-Potsdam-Rheinheimer--<br />
Vivian-J-_Geschichte--Politik_p.<br />
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