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Achter Bericht des amtsführenden Stadtrates für - Wien Museum

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Bücher oder Notendrucke auf Grund ihres vergleichsweise geringen Werts etwa in<br />

Vermögensverzeichnissen nicht oder nur pauschal erwähnt wurden).<br />

Grundsätzlich lassen sich drei Typen „bedenklicher“ Bucherwerbungen in der NS-Zeit<br />

unterscheiden:<br />

1. Beschlagnahmte Bücher: Bibliotheken verfolgter Organisationen wie Parteien,<br />

religiöser Gemeinschaften, Logen oder jüdischer Institutionen wurden auf Antrag<br />

„sichergestellt“. Zu den bekanntesten der von solchen „Sicherstellungen“ betroffenen<br />

<strong>Wien</strong>er Bibliotheken zählen jene der Israelitischen Kultusgemeinde (mit – je nach<br />

Quelle – 27.000 bis 83.000 Bänden) und die der Israelitischen theologischen<br />

Lehranstalt (mit 23.000 Bänden). 5 Auch größere jüdische Privatbibliotheken wurden<br />

auf diese Weise konfisziert. Institutionen der Stadt <strong>Wien</strong> beteiligten sich an diesem<br />

Konkurrenzkampf um kostenlos oder preisgünstig zu erhaltende Objekte. So stellte<br />

die Direktion der Städtischen Sammlungen (so die Bezeichnung <strong>für</strong> die noch bis<br />

Dezember 1939 bestehende organisatorische Einheit aus Stadtbibliothek und<br />

<strong>Museum</strong>) im September 1939 an die Zentralstelle <strong>für</strong> Denkmalschutz – unter<br />

Hinweis auf eine angeblich „drohende Verschleppung“ – das Ansuchen, die<br />

Sammlung <strong>des</strong> jüdischen Rechtsanwalts Siegfried Fuchs (Bilder, Musikdrucke,<br />

Handschriften, Almanache usw.) sicherzustellen. Diesem Ansuchen wurde<br />

allerdings nicht stattgegeben, da einerseits der Wert der Sammlung als zu gering<br />

angesehen wurde, andererseits ohnehin von Fuchs zum Kauf angeboten worden<br />

war. Über den Weg der Beschlagnahmung durch Dritte (in der Regel durch die<br />

<strong>Wien</strong>er Zentralstelle <strong>für</strong> Denkmalschutz) gelangten allerdings andere Sammlungen<br />

in die im Rathaus untergebrachte Stadtbibliothek, etwa die Sammlungen Strauß-<br />

Simon und Strauß-Meyszner. Prinzipiell war die Stadtbibliothek aber nicht in den<br />

organisierten Raub der Bücher eingebunden. Die Hauptströme <strong>des</strong> organisierten<br />

Buchraubes liefen über die Deutsche Bücherei Leipzig und in <strong>Wien</strong> über die<br />

Nationalbibliothek.<br />

5 Evelyn Adunka: Der Raub und die Restitution der <strong>Wien</strong>er jüdischen Bibliotheken. Vortrag auf der Tagung „Raub und<br />

Restitution in Bibliotheken“, 23./24.3.2003, <strong>Wien</strong> (http://www.stadtbibliothek.wien.at/sammlungen/digital/adunkaevelyne-restitution.pdf).<br />

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