Achter Bericht des amtsführenden Stadtrates für - Wien Museum
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vollständig vernichtet, und auch das kulturelle Kapital wurde zunehmend dadurch<br />
entwertet, dass ein als jüdisch geltender Repräsentant <strong>für</strong> ein Unternehmen<br />
geschäftsschädigend wirkte, unabhängig davon, wie wertvoll sein Rat im Einzelfall<br />
gewesen sein mochte“. 64 Auch Vivian Rheinheimer kommt in ihrem Beitrag zu dem<br />
Schluss: „Als Konsequenz der einsetzenden Verfolgung nach der Machtübernahme<br />
durch die Nationalsozialisten verlor Herbert Gutmann alleine bis Mai 1933 ein Viertel<br />
seiner Aufsichtsratsmandate.“ 65<br />
Ergänzend fügen Dieter Ziegler und Martin Münzel hinzu, dass der Verlust von<br />
Aufsichtsratsmandaten nur das „äußerliche Indiz <strong>des</strong> fortschreitenden Ausschlusses<br />
Gutmanns aus den führenden Wirtschaftskreisen“ gewesen sei: „Zu berücksichtigen<br />
sind vor dem Hintergrund der Erosion der großbürgerlichen Lebensgrundlagen auch die<br />
weitergehenden Folgen – die tief greifenden Erfahrungen der persönlichen<br />
Ausgrenzung, der sozialen Deklassierung und der Stigmatisierung -, die sich mit der<br />
Verengung <strong>des</strong> beruflichen Handlungsfel<strong>des</strong> verbanden. … Gutmann konnte mithin<br />
kaum länger hoffen, sich in Deutschland beruflich wieder zu etablieren.“ 66<br />
Die Versteigerung der Kunstsammlung Herbert M. Gutmanns im Berliner<br />
Kunstauktionshaus Paul Graupe vom 12. bis 14. April 1934 steht somit in einem<br />
unmittelbaren Zusammenhang mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten in<br />
Deutschland am 30. Jänner 1933, nämlich zumin<strong>des</strong>t mit dem Verlust der<br />
Aufsichtsratsmandate Herbert M. Gutmanns im Zuge der Ausschaltung der Juden aus<br />
dem deutschen Wirtschaftsleben und dem damit verbundenen materiellen Verlust.<br />
Weiters wären die Museen der Stadt <strong>Wien</strong> ohne diese Versteigerung vermutlich nie in<br />
den Besitz <strong>des</strong> Bil<strong>des</strong> gekommen, weswegen es auch unter Einbeziehung der<br />
gesamten Familiengeschichte Gutmann angebracht erscheint, das Gemälde<br />
I. N. 117.566 Hans Makart, Pappenheims Tod, Öl/Lwd., nicht sign., nicht dat., 107 x<br />
147 cm (Gesamtmaß 125,5 x 166,5 cm)<br />
an die Rechtsnachfolger von Herbert M. Gutmann zu restituieren.<br />
64 Ebda., S. 48.<br />
65 Vivian J. Rheinheimer, Eine unendliche Geschichte. Der Herbertshof nach Auszug der Gutmanns, S. 167.<br />
66 Dieter Ziegler / Martin Münzel, Globetrotter der deutschen Hochfinanz. Gutmann als Direktor der Dresdner Bank,<br />
S. 55.<br />
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