Achter Bericht des amtsführenden Stadtrates für - Wien Museum
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zukommen ließ, befinden sich unter anderem die beiden Ölgemälde „Frühling im<br />
botanischen Garten in <strong>Wien</strong>“ von Emil Jakob Schindler und „Landschaft“ von Eugen<br />
Jettel sowie die Federzeichnung „Apotheose Beethovens“ von Sigmund Walter Hampel<br />
und das Ölgemälde „Die Wäscherin (Mädchen am Trog)“ von Franz Windhager.<br />
Unmittelbar nach dem „Anschluss“ wurden die beiden Firmen Leopold Weinsteins unter<br />
kommissarische Verwaltung gestellt. Die beabsichtigte Zwangsliquidierung „verzögerte“<br />
sich jedoch, da Leopold Weinstein die Patentschriften anlässlich seiner Flucht mit sich<br />
genommen hatte. Verhandlungen, die der kommissarische Verwalter mit Zustimmung<br />
der VVSt. im Winter 1938 mit Leopold Weinstein in London führte, um ihn zur<br />
Übertragung der Patentrechte an die „Systra“ in Stuttgart zu nötigen, scheiterten, „weil<br />
der Jude sich auf den Standpunkt stellt, dass er sein ganzes Vermögen zurücklassen<br />
musste und er vom Ausland aus die Verwertung seiner Patente betreiben will“. Um zu<br />
verhindern, dass „an den in London lebenden Weinstein laufend Lizenzgebühren<br />
bezahlt werden müssten“, ließ ihn die VVSt. über den kommissarischen Verwalter im<br />
Februar 1939 „wissen, dass im Verordnungsweg alle seine inländischen Werte<br />
zugunsten <strong>des</strong> Reiches verfallen, wenn er nicht sein Einverständnis zur lizenzmäßigen<br />
Ausübung gewährt“. In diesem Schreiben wurde vor allem auf die in der Wohnung<br />
Weinsteins befindlichen „wertvollen Bilder und echten Teppiche“ hingewiesen.<br />
Infolge der Weigerung Leopold Weinsteins, dem auf ihn ausgeübten Druck zur<br />
Übertragung der Patentrechte nachzugeben, traten mehrere NS-Behörden in<br />
Konkurrenz zueinander, um sich einen möglichst raschen Zugriff auf die<br />
Vermögenswerte Weinsteins zu sichern. Da Leopold Weinstein seine Patentrechte in<br />
seiner Vermögensanmeldung nicht angegeben hatte, setzte die VVSt. im März 1939<br />
ihren Beamten Anton Halik als „Treuhänder <strong>für</strong> das gesamte inländische<br />
Privatvermögen Weinsteins“ ein, dem die Aufgabe übertragen wurde, statt eines<br />
Strafverfahrens „bestimmte“ Vermögensobjekte zu veräußern. Die Wohnung Leopold<br />
Weinsteins in <strong>Wien</strong> 19., Felix Mottlstraße 27/Cottagegasse 60, wurde versiegelt und<br />
schließlich zur Weitervermietung geräumt. Die Bilder wurden gemeinsam mit jenen aus<br />
den Büroräumlichkeiten in das Depot der VVSt. eingeliefert. Die Firma „Systra“ stellte<br />
immer wieder Anträge an die VVSt., um sich mittels Zwangsmaßnahmen die<br />
Übertragung der Patentrechte zu sichern. Die Österreichische Galerie, die ihr Interesse<br />
an einigen Gemälden angemeldet hatte, informierte das Institut <strong>für</strong> Denkmalpflege<br />
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