Achter Bericht des amtsführenden Stadtrates für - Wien Museum
Achter Bericht des amtsführenden Stadtrates für - Wien Museum
Achter Bericht des amtsführenden Stadtrates für - Wien Museum
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Nationalsozialisten als Erklärung da<strong>für</strong> angegeben, dass die Kunstsammlung versteigert<br />
werden „musste“. 54<br />
Im Februar 2007 berichtete die Enkelin Herbert M. Gutmans in der englischen<br />
Tageszeitung „The Guardian“ über ihre Bemühungen, nach 74 Jahren hinter das<br />
„Geheimnis der Entlassung“ ihres Großvaters zu kommen, welche dieser damals<br />
gegenüber seinem Sohn Luca mit den Worten kommentiert haben soll, die „Regierung<br />
suche einen Sündenbock, den man den Nationalsozialisten zum Fraß vorwerfen<br />
könne“. Anlässlich der Präsentation <strong>des</strong> <strong>Bericht</strong>s der Historikerkommission über die<br />
Dresdner Bank im Nationalsozialismus in der Bankzentrale im Berliner Eugen Gutmann<br />
Haus 2006 hätte ihr der Leiter der Kommission, der Dekan der<br />
geisteswissenschaftlichen Fakultät der Ruhruniversität Bochum, Univ. Prof. Dieter<br />
Ziegler, erklärt, dass im Zuge der Recherchen ein Sitzungsprotokoll vom September<br />
1931 aufgefunden worden sei, aus dem eindeutig hervorgehe, dass Herbert Gutmann<br />
„aus politischen Gründen“ zurücktreten musste. 55<br />
Dieter Ziegler geht gemeinsam mit dem Historiker Martin Münzel in einem eigenen<br />
Aufsatz in dem fast zeitgleich mit dem Artikel erschienenen Buch von Vivian<br />
Rheinheimer über Herbert Gutmann auf <strong>des</strong>sen Entlassung im Juli 1931 näher ein.<br />
Nach der Aufarbeitung der Sitzungsprotokolle über die Ereignisse, die zur Bankenkrise<br />
<strong>des</strong> Jahres 1931 geführt haben, stehe fest, dass die Verschuldungspraxis <strong>des</strong> größten<br />
deutschen Textilkonzerns zur Zahlungsunfähigkeit der Gläubigerbank „Darmstädter und<br />
Nationalbank“, Danat Bank, geführt hatte, mit der die Dresdner Bank 1930 eine<br />
Interessensgemeinschaft eingegangen war. Verärgert über die restriktive Politik der<br />
Reichsbank erklärte Herbert Gutmann am Morgen <strong>des</strong> 12. Juli 1931, dass die<br />
„Dresdner Bank bald auch nicht mehr zahlen könne“, erkannte aber seine mit den<br />
Worten Zieglers und Münzels „unbedachte Äußerung“, nachdem Reichskanzler<br />
Heinrich Brüning verlautbaren hatte lassen, dass das Reich nun auch<br />
Zahlungsgarantien <strong>für</strong> die Dresdner Bank übernehmen müsse und behauptete die<br />
uneingeschränkte Zahlungsfähigkeit der Bank, die aus der Garantieerklärung auch<br />
54 Klaus Büstrin, Der Herbersthof und seine Bewohner, in: Potsdamer Neueste Nachrichten, 20. März 2007.<br />
55 „The Nazis sent him written demands for atonement of being Jewish“. Melanie McFadyean’s Jewish grandfather<br />
was the director of the Dresdner Bank. Then, one July weekend in 1931 he found himself out of work. But what was<br />
the truth behind his “resignation”?, The Guardian, Saturday February 10 th , 2007.<br />
http://www.guardian.co.uk/family/story/0,,2008867,00.html.<br />
160