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Achter Bericht des amtsführenden Stadtrates für - Wien Museum

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Einziehungsfalles durch den Oberfinanzpräsidenten erfolgte, befanden sich in der Villa<br />

Guido Adlers in <strong>Wien</strong> 19., Lannerstraße 9, noch einige Fahrnisse. In einem<br />

„handschriftlichen Konzept“ der Finanzlan<strong>des</strong>direktion <strong>Wien</strong>, Niederösterreich und<br />

Burgenland, Dienststelle <strong>für</strong> Vermögenssicherungs- und Rückstellungsangelegenheiten<br />

(fortan FLD <strong>Wien</strong>), vom 7. Juni 1945, wurde dieses „Mobiliar geringeren Wertes“ als<br />

bestehend aus „Ölbildern, darstellend Familienporträts, Kisten mit Büchern,<br />

Zeitschriften und Noten (Fragmente der Bibliothek) und minderwertiger Kram und<br />

bereits wohlverpackte Kisten mit Geschirr aus Porzellan, Glas, Alpaka usw.“<br />

bezeichnet. 93 Angeblich hatte Melanie Adler vor der Einziehung ihres Vermögens durch<br />

die Geheime Staatspolizei am 23. Februar 1942 die Gegenstände in neun Kisten<br />

verpackt und <strong>für</strong> den „Abtransport ins Ausland“ versandbereit gemacht.<br />

Im Herbst 1943 übergab RA Dr. Hans Wiala, der vom Reichsstatthalter in <strong>Wien</strong> zum<br />

treuhändigen Verwalter <strong>des</strong> eingezogenen Vermögens Melanie Adlers eingesetzt<br />

worden war und in dieser Funktion vom Oberfinanzpräsidenten belassen wurde, die<br />

Kisten dem Oberfinanzpräsidenten <strong>Wien</strong> Niederdonau möglicherweise zur Begleichung<br />

von „Reichsforderungen an den Nachlass“. Sie wurden aus der Villa in ein Magazin in<br />

<strong>Wien</strong> 1., Singerstraße 19, gebracht. Im handschriftlichen Konzept wird vermerkt, dass<br />

die Kisten dem Oberfinanzpräsidenten von Hans Wiala in „Bausch und Bogen“<br />

übergeben worden seien und letzterer den Inhalt „nur stichprobenweise“ überprüft habe.<br />

Auch später sei der Inhalt „wegen vordringlicher Arbeiten“ nicht überprüft worden, ein<br />

Auspacken sei „nicht zweckmäßig“ und auch „nicht leicht möglich“ gewesen.<br />

Aus dem handschriftlichen Konzept der FLD <strong>Wien</strong> vom 7. Juni 1945 geht hervor, dass<br />

in den ersten Nachkriegswochen „anlässlich der Plünderungen durch die Russen“ auch<br />

die Kisten im Magazin in der Singerstraße „nicht verschont“ geblieben seien. Ein<br />

genauer Überblick hätte aber zum damaligen Zeitpunkt „in dem Chaos zerschlagener<br />

Kisten, zerschlagenen Geschirrs, zerbrochener Bilder bzw. Bilderrahmen, Zierpolster<br />

usw., vermengt mit Gegenständen aus anderen Vermögenseinziehungen“ noch nicht<br />

gewonnen werden können. Auffallend sei auch, „dass gerade Bücher, und zwar<br />

vollständige Klassikerausgaben, Gebetbücher in Hebräisch, Bücher in englischer<br />

Sprache und auch eine Musikgeschichte von Dr. Guido Adler fast zur Gänze gestohlen<br />

93 ÖStA, AdR, BMF, FLD <strong>Wien</strong>, Niederösterreich und Burgenland, Dienststelle <strong>für</strong> Vermögenssicherungs- und<br />

Rückstellungs-Angelegenheiten, Reg. Nr. 17.281, handschriftliches Konzept, gez. Türk, 7. Juni 1945.<br />

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