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Achter Bericht des amtsführenden Stadtrates für - Wien Museum

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sofort wieder herausgenommen wurde. Sobald sich herumgesprochen hatte, dass die<br />

Danat-Bank ihre Schalter schließen und die Reichsregierung Notverordnungen erlassen<br />

werde, setzte ein Run auf die anderen Banken ein, welcher die Dresdner Bank<br />

zusammenbrechen ließ. Der Vorstand musste die Reichsregierung um die Ausrufung<br />

von Bankfeiertagen ersuchen. Als erste Sanierungsmaßnahme bestand sie als<br />

Vorbedingung darauf, dass alle Vorstandsmitglieder schriftlich ihren Amtsverzicht<br />

anbieten mussten. Anschließend wurde der Aufsichtsrat entmachtet, indem ein Kredit-<br />

und Personalausschuss eingerichtet wurde, <strong>des</strong>sen erste Aufgabe die Neubesetzung<br />

<strong>des</strong> Vorstan<strong>des</strong> unter der Vorgabe der Reichsregierung war, vier der sechs ordentlichen<br />

Mitglieder zu entlassen. Ziegler und Münzel konstatieren, dass aus den Quellen über<br />

die Personalentscheidungen nur wenig zu erfahren sei, dass jedoch die Abneigung<br />

Reichskanzlers Brünings, der sich von Gutmann persönlich getäuscht fühlte,<br />

ausschlaggebend da<strong>für</strong> war, dass dieser unter „keinen Umständen“ im Vorstand<br />

verbleiben konnte. Auch auf einen Vergleichsvorschlag <strong>des</strong> Ausschusses, der den<br />

radikalen Hinauswurf der alten Vorstandsmitglieder ohne eines Schuldbeweises<br />

ablehnte, Gutmann bei gleich bleibendem Salär in den Aufsichtsrat zu wählen, lehnte<br />

die Reichsregierung ab und gestattete als einziges Zugeständnis die Abgabe einer<br />

„Ehrenerklärung“, mit der der Eindruck einer persönlichen Verantwortung der<br />

Vorstandsmitglieder vermieden werden sollte. 56<br />

Dieter Ziegler und Martin Münzel kommen zu dem Schluss, dass „die Behandlung von<br />

Herbert Gutmann durch die Dresdner Bank bis einschließlich 1933 den Usancen<br />

(entsprach), die bei einer derart dramatischen Unternehmenskrise zu erwarten gewesen<br />

wären“. „Erschwerend“ sei jedoch hinzugekommen, dass die politische Opposition seit<br />

dem Sommer 1931 „äußerst erfolgreich“ versucht hätte, die Bankenkrise <strong>für</strong> ihre<br />

Zwecke zu instrumentalisieren. Vor allem die Nationalsozialisten machten das<br />

„verjudete“ Bankwesen und die „Goldene Internationale“ <strong>für</strong> die Krise verantwortlich. Die<br />

Regierung hätte, um diesen Angriffen zu begegnen, die Strategie verfolgt, die<br />

Bankenkrise „als Folge menschlichen Versagens“ zu stilisieren, was „zwangsläufig“<br />

dazu geführt habe, „dass sie exponierte Persönlichkeiten <strong>des</strong> Bankwesens der<br />

zwanziger Jahre wie Gutmann zu ,Sündenböcken’ machte und symbolisch abstrafte“. 57<br />

56 Dieter Ziegler / Martin Münzel, Globetrotter der deutschen Hochfinanz. Gutmann als Direktor der Dresdner Bank,<br />

S. 49f.<br />

57 Ebda., S. 52.<br />

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