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Die Show „Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!“ und ihre ... - FSF

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alismus geführt hat. Allgem<strong>ein</strong>e ethische Prinzipien gelten zwar noch für die Gesellschaft,<br />

werden aber aus der individuellen Perspektive immer abstrakter. Ethische Prinzipien werden<br />

daher stärker an die konkreten Lebensumstände zurückgeb<strong>und</strong>en <strong>und</strong> besitzen so nur<br />

<strong>ein</strong>e räumlich begrenzte quasi-universelle Gültigkeit.<br />

<strong>Die</strong> moralische Bewertung der <strong>Show</strong> Ich <strong>bin</strong> <strong>ein</strong> <strong>Star</strong> <strong>–</strong> <strong>Holt</strong> <strong>mich</strong> <strong>hier</strong> <strong>raus</strong>! durch die<br />

Kinder <strong>und</strong> Jugendlichen lässt sich allerdings nicht nur mit den Stufen moralischer Entwicklung<br />

erklären. Berücksichtigt werden müssen auch die allgem<strong>ein</strong>en Sozialisationsbedingungen,<br />

die durch den historischen Prozess der Entwicklung von Gesellschaft <strong>und</strong> Kultur<br />

vorgegeben sind. Der gesellschaftliche Wandel der letzten Jahre, der als reflexive<br />

Modernisierung beschrieben wurde, wirkt als Sozialisationsbedingung auf die Entwicklung<br />

der Persönlichkeit <strong>und</strong> der Identität der Individuen. Das moralische Bewussts<strong>ein</strong> von Kindern<br />

<strong>und</strong> Jugendlichen passt sich diesen Bedingungen an. Es orientiert sich weniger an<br />

übergreifenden gesellschaftlichen Zielen (vgl. Gensicke 2003, S. 152), sondern an den<br />

pragmatischen Anforderungen der persönlichen Lebensbewältigung.<br />

10- bis 12-Jährige mit geringerer Bildung<br />

<strong>Die</strong> Kinder stellen die Sendung unter ethischen Gesichtspunkten moralisch fragwürdiger<br />

Verhaltensweisen wie Spott <strong>und</strong> Schadenfreude nicht in Frage <strong>und</strong> beziehen sie dementsprechend<br />

auch nicht auf diese Prinzipien <strong>und</strong> Kriterien ethischer Entwürfe. Dennoch beur-<br />

teilen die Kinder die Sendung nach moralischen Eigenschaften. So werden die Dschungelprüfungen<br />

von zwei Mädchen (N, E) als übertrieben bezeichnet. Prinzipielle<br />

Feststellungen, dass die Sendung teilweise fragwürdige Verhaltensweisen darstellt, wurden<br />

jedoch nicht genannt.<br />

E: Mir hat’s auch nicht so gefallen, weil, es war irgendwie übertrieben mit den<br />

Kakerlaken <strong>und</strong> so.<br />

[...]<br />

Interviewer: Und das ist ja auch vielleicht <strong>ein</strong> bisschen gem<strong>ein</strong>, den da in den Sarg, <strong>und</strong> er<br />

hat da eigentlich Angst vor, hast du ja auch gerade gesagt. Darf man denn so<br />

mit Menschen umgehen? Also ist das gerecht?<br />

N: Ja, aber warum, das kann doch nicht so viel Kakerlaken, kann doch bisschen<br />

Kakerlaken s<strong>ein</strong>, 3.000 Kakerlaken.<br />

Interviewer: Sind das zu viele, ist das zu gem<strong>ein</strong>?<br />

N: Ja, gem<strong>ein</strong>, zu viel. <strong>Die</strong> haben k<strong>ein</strong>e Angst, wenn die beißen, 3.000 <strong>und</strong> so.<br />

<strong>Die</strong> Kinder sehen in der Sendung sogar <strong>ein</strong>en zweckbezogenen Nutzen, <strong>ein</strong>en Lerneffekt<br />

(vgl. dazu auch Kapitel 4.3.1) für die Prominenten, der die Beurteilung der Sendung relativiert<br />

<strong>und</strong> auch legitimiert. Dazu äußert <strong>ein</strong>es der Mädchen:<br />

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