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Die Show „Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!“ und ihre ... - FSF

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(vgl. Barthelmes / Sander 1997, S. 324 ff.). Das Fernsehen <strong>und</strong> andere Medien sind für<br />

Kinder <strong>und</strong> Jugendliche verlässliche Begleiter im Alltag. Dennoch gilt: „Erst die Fre<strong>und</strong>e,<br />

dann die Medien<strong>“</strong> (Barthelmes / Sander 2001). Gerade ritualisierte Formen der Medienaneignung,<br />

die auch performativen Charakter haben können, dienen den Kindern <strong>und</strong> Jugendlichen<br />

zur Aushandlung der Interaktionen <strong>und</strong> der Gruppenidentität in den Peer Groups. In<br />

Bezug auf den Umgang von kindlichen Peer Groups mit den täglichen Talkshows hat Sting<br />

(2003, S. 59) festgestellt: „In <strong>ihre</strong>r Inszenierung bringen die Kinder <strong>ein</strong>e soziale Wirklichkeit<br />

aus Anerkennung <strong>und</strong> Ausgrenzung, aus Zwängen <strong>und</strong> Konkurrenz, aus Siegern <strong>und</strong><br />

Opfern hervor, die zeigt, dass sie <strong>ihre</strong> ‚Lektion’ in sozial angemessenem Handeln durchaus<br />

gelernt haben.<strong>“</strong> Das symbolische Material aus Talkshows, Soaps <strong>und</strong> <strong>Show</strong>s wird benutzt,<br />

um individuelle <strong>und</strong> kollektive Identitäten auszuhandeln, d.h. nicht, dass Vorbilder aus<br />

dem Fernsehen <strong>ein</strong>fach nachgeahmt werden, sondern dass die Kinder <strong>und</strong> Jugendlichen das<br />

Fernsehmaterial lediglich als Basis für eigene Aushandlungsprozesse benutzen.<br />

In der vorliegenden Studie zur Reality <strong>Show</strong> Ich <strong>bin</strong> <strong>ein</strong> <strong>Star</strong> <strong>–</strong> <strong>Holt</strong> <strong>mich</strong> <strong>hier</strong> <strong>raus</strong>! zeigten<br />

sich Tendenzen im kindlichen <strong>und</strong> jugendlichen Fernsehverhalten, die aus anderen Studien<br />

bereits bekannt sind. So orientieren sich Mädchen stärker an Sendungen, in denen Bezie-<br />

hungsfragen <strong>ein</strong>e Rolle spielen. Dazu zählen Familien- <strong>und</strong> Jugendserien, vor allem aber<br />

Soaps (vgl. Götz 1999; Götz 2002). Jungen dagegen sind eher an Action orientiert <strong>und</strong><br />

bevorzugen entsprechende Sendungen <strong>und</strong> Genres. <strong>Die</strong>se Tendenzen zeigen sich bereits<br />

bei jüngeren Kindern (vgl. Paus-Haase 1998). Im Umgang mit Ich <strong>bin</strong> <strong>ein</strong> <strong>Star</strong> <strong>–</strong> <strong>Holt</strong> <strong>mich</strong><br />

<strong>hier</strong> <strong>raus</strong>! zeigen sich Geschlechterdifferenzen vor allem bei der Frage, wo die Grenzen in<br />

der vorliegenden <strong>Show</strong> <strong>und</strong> wo die Grenzen im Fernsehen generell liegen. <strong>Die</strong> männlichen<br />

Befragten zogen die Grenzlinien erheblich weiter als die Mädchen. Allerdings muss man<br />

diesen Bef<strong>und</strong> vorsichtig interpretieren. Ihnen geht es vermutlich in erster Linie gar nicht<br />

darum, härtere <strong>Show</strong>s zu haben, in denen auch Blut fließt, sondern sie wollen mit derartigen<br />

Aussagen vermutlich ihr Recht auf actionorientierte Sendungen <strong>und</strong> Formate <strong>ein</strong>klagen.<br />

Da sie aber den spielerischen Charakter der <strong>Show</strong> erkennen, würden sie auf der Ebene<br />

des Spiels auch Spielregeln akzeptieren. <strong>Die</strong> Ausweitung der Grenzen bedeutet dann, dass<br />

sich Kandidaten <strong>ein</strong>er <strong>Show</strong> <strong>–</strong> <strong>und</strong> mit ihnen die Zuschauer <strong>–</strong> im gesicherten Rahmen der<br />

Regeln <strong>ein</strong>es Spiels bewegen.<br />

Allerdings zeigen die Ergebnisse, dass es für die Kinder <strong>und</strong> Jugendlichen klare Grenzen in<br />

den Spielen derartiger <strong>Show</strong>s gibt. <strong>Die</strong> liegen dort, wo in <strong>ein</strong>em Spiel bewusst die Grenzen<br />

der körperlichen Unversehrtheit der Kandidaten überschritten werden. Das heißt nicht, dass<br />

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