Die Show „Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!“ und ihre ... - FSF
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misch. Das karnevalistische Prinzip der Inszenierung findet sich in <strong>ein</strong>er entsprechenden<br />
Rezeptionshaltung wieder, die den Kindern <strong>und</strong> Jugendlichen bereits aus der Rezeption<br />
von Cartoons <strong>und</strong> Zeichentrickfilmen bekannt ist.<br />
In diesem Kontext sind auch Häme, Spott <strong>und</strong> Schadenfreude zu sehen. Sie machen im<br />
Rahmen des Spiels, in dem sie mit komischen Mitteln inszeniert werden, Sinn. <strong>Die</strong> Kandidaten<br />
können als Spielteilnehmer zu Objekten der Schadenfreude werden. Allerdings ist<br />
die Schadenfreude gewissermaßen entpersonalisiert, weil sie sich entweder auf alle Teilnehmer<br />
der <strong>Show</strong> bezieht oder auf bestimmte Situationen, in denen die Objekte des Spottes<br />
austauschbar sind. Selbst wenn die Kandidaten als Personen zu Objekten des Spottes <strong>und</strong><br />
der Schadenfreude werden, führt die komische Inszenierung zu entsprechenden Mechanismen<br />
der Distanzierung. <strong>Die</strong>s mag mit dafür verantwortlich s<strong>ein</strong>, dass die befragten Kinder<br />
<strong>und</strong> Jugendlichen k<strong>ein</strong>e Parallelen zwischen <strong>ihre</strong>m Alltag <strong>und</strong> den Handlungen der<br />
Kandidaten in der <strong>Show</strong> herstellen. Sie trennen <strong>hier</strong> klar zwischen der sozialen Wirklichkeit<br />
<strong>ihre</strong>s Alltags <strong>und</strong> der Welt der <strong>Show</strong> <strong>und</strong> des Spiels, die für sie <strong>ein</strong>en eigenen Wirk-<br />
lichkeitsbereich markiert. Hier zeigt sich auch ihr pragmatisches Verhältnis zu Moral <strong>und</strong><br />
Werten, die sie situationsangemessen <strong>ein</strong>setzen. Lediglich die 10- bis 12-jährigen Kinder<br />
mit geringer Bildung <strong>und</strong> teilweise die 11- bis 14-jährigen Mädchen mit geringer Bildung<br />
sind dazu nur begrenzt in der Lage.<br />
Insgesamt zeigt sich, dass die befragten Kinder <strong>und</strong> Jugendlichen ausreichende Fähigkeiten<br />
besitzen, um angemessen mit der <strong>Show</strong> Ich <strong>bin</strong> <strong>ein</strong> <strong>Star</strong> <strong>–</strong> <strong>Holt</strong> <strong>mich</strong> <strong>hier</strong> <strong>raus</strong>! umzugehen.<br />
Einerseits besitzen sie <strong>ein</strong> ausreichendes Medienwissen <strong>und</strong> genügend Medienkompetenz,<br />
andererseits beurteilen sie die Sendung vor dem Hintergr<strong>und</strong> <strong>ein</strong>es moralischen Bewusst-<br />
s<strong>ein</strong>s <strong>und</strong> vorhandener Werthaltungen, die nicht nur <strong>ihre</strong>m Entwicklungsstand entsprechen,<br />
sondern allgem<strong>ein</strong> unter Kindern <strong>und</strong> Jugendlichen verbreitet sind (vgl. Gensicke 2003).<br />
Dabei ist allerdings zwischen <strong>ein</strong>em eher praktischen Medienwissen, das vor allem auf<br />
<strong>ihre</strong>n Seherfahrungen basiert, <strong>und</strong> <strong>ein</strong>em eher abstraktem Medienwissen, das zur Reflexion<br />
medialer Bedingungen <strong>ein</strong>lädt, zu unterscheiden. Je geringer die Bildung der Befragten,<br />
umso höher der Anteil praktischen Medienwissens. Je höher die Bildung, umso größer die<br />
Fähigkeit zur Reflexion, die aber teilweise nicht durch praktisches Medienwissen f<strong>und</strong>iert<br />
ist. Am Beispiel der <strong>Show</strong> Ich <strong>bin</strong> <strong>ein</strong> <strong>Star</strong> <strong>–</strong> <strong>Holt</strong> <strong>mich</strong> <strong>hier</strong> <strong>raus</strong>! wird deutlich, wie wichtig<br />
die begleitende Berichterstattung in den Boulevard-Zeitungen <strong>und</strong> den Boulevard-<br />
Magazinen im Fernsehen für die Kinder <strong>und</strong> Jugendlichen ist, da sie <strong>hier</strong> über Inszenierungsstrategien<br />
informiert werden. Das Verhältnis von Authentizität <strong>und</strong> Fiktion bzw. In-<br />
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