Die Show „Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!“ und ihre ... - FSF
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2. Reality <strong>Show</strong>s im globalen Fernsehmarkt<br />
Nachdem in den 1990er Jahren zunächst so genannte „Dokusoaps<strong>“</strong> <strong>ein</strong>en wahren Boom<br />
erlebten, in denen dokumentarische Aufnahmen von Orten oder Personen nach den Regeln<br />
der Soap Operas zu <strong>ein</strong>er mehrteiligen Sendung aufbereitet wurden (vgl. Eggert 1999; Lücke<br />
2002, S. 63 ff.; Paget 1998), kann das Jahr 2000 als das Geburtsjahr der so genannten<br />
„Reality <strong>Show</strong>s<strong>“</strong> gesehen werden. Mit dem weltweiten Erfolg von Big Brother (vgl. Kirsch<br />
2001; Mikos 2002; Mikos u.a. 2001) wurde <strong>ein</strong> Boom von Reality <strong>Show</strong>s ausgelöst, der im<br />
Jahr 2004 noch lange nicht beendet ist (vgl. Kap. 6.2). <strong>Die</strong> Formate des Realitätsfernsehens<br />
haben sich aufgr<strong>und</strong> <strong>ihre</strong>r Vielfalt <strong>und</strong> des Erfolgs bei den Zuschauern in vielen Ländern<br />
etabliert. Vor allem Sender mit <strong>ein</strong>em eher jungen Publikum profitieren nach wie vor vom<br />
Erfolg dieser Formate. Zugleich hat sich das Genre in mehrere Subgenres ausdifferenziert.<br />
Im Folgenden soll kurz dargestellt werden, warum Reality <strong>Show</strong>s im globalen Fernsehmarkt<br />
so erfolgreich sind, <strong>und</strong> es wird die Ausdifferenzierung des Genres beschrieben.<br />
Denn Big Brother <strong>und</strong> Ich <strong>bin</strong> <strong>ein</strong> <strong>Star</strong> <strong>–</strong> <strong>Holt</strong> <strong>mich</strong> <strong>hier</strong> <strong>raus</strong>! haben zwar <strong>ein</strong>ige Gem<strong>ein</strong>samkeiten,<br />
dennoch trennen die beiden Sendungen auch wieder Welten, wenn man sie<br />
<strong>ein</strong>es genaueren Blickes für würdig erachtet.<br />
<strong>Die</strong> Entwicklung von Reality <strong>Show</strong>s ist untrennbar mit der Entwicklung der Fernsehunterhaltung<br />
im dualen R<strong>und</strong>funksystem verb<strong>und</strong>en (vgl. Mikos u.a. 2000, S. 33 ff.), nicht nur<br />
in der B<strong>und</strong>esrepublik, sondern weltweit. <strong>Die</strong> Kommerzialisierung des Fernsehens führt zu<br />
<strong>ein</strong>er stärkeren Orientierung am Zuschauer als K<strong>und</strong>en <strong>und</strong> Konsumenten denn am Zuschauer<br />
als Staatsbürger, der im Blick der Programmverantwortlichen öffentlichrechtlicher<br />
Sender war. Man kann daher von <strong>ein</strong>er zunehmend lebensweltlichen Orientierung<br />
des Fernsehens in <strong>ein</strong>em konvergierenden Medienmarkt ausgehen. Das hat nicht nur<br />
zur Folge, dass die Bedürfnisse <strong>und</strong> Wünsche der Zuschauer, die in spezifischen Zielgruppen<br />
als Werbek<strong>und</strong>en zusammengefasst werden, in den Blick geraten, sondern dass die<br />
Zuschauer als „normale Leute<strong>“</strong> auch als Akteure im Fernsehen zunehmend an Bedeutung<br />
gewinnen. Das Fernsehen stellt daher nach Auffassung von Casetti <strong>und</strong> Odin (1990,<br />
S. 12 f.) k<strong>ein</strong>en geordneten Raum der Repräsentation mehr da, sondern <strong>ein</strong>en Raum, in<br />
dem der Zuschauer als Gast teilnimmt. Auf diese Weise wird das Alltagsleben zum bevorzugten<br />
Referenten des Fernsehens <strong>–</strong> <strong>und</strong> die Realität zu <strong>ein</strong>er beliebten Quelle (vgl. Friedman<br />
2002, S. 6). Zugleich verschieben sich dadurch die Grenzen von Privatheit <strong>und</strong> Öffentlichkeit,<br />
weil das alltägliche Leben von Menschen Gegenstand der performativen<br />
Praxis des Fernsehens wird.<br />
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