Die Show „Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!“ und ihre ... - FSF
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neigen offenbar zu <strong>ein</strong>er pädagogischen Lektüre der Sendung, weil darin <strong>ein</strong> Anknüpfungspunkt<br />
zu <strong>ihre</strong>r eigenen Lebenswelt <strong>und</strong> <strong>ihre</strong>n Erfahrungen liegt.<br />
Neben der Rezeption der Sendung hat auch die Nutzung der Berichterstattung <strong>ein</strong>en Einfluss<br />
auf die Bewertung von Ich <strong>bin</strong> <strong>ein</strong> <strong>Star</strong> <strong>–</strong> <strong>Holt</strong> <strong>mich</strong> <strong>hier</strong> <strong>raus</strong>!. Wie bereits in Kapitel<br />
4.2.3 beschrieben, kann das Wissen um die Inszenierungsstrategien dazu führen, die Sendung<br />
als unecht <strong>und</strong> damit quasi als „Betrug am Zuschauer<strong>“</strong> wahrzunehmen. Auch dieser<br />
Umstand wird als Gr<strong>und</strong> für die Ablehnung angeführt.<br />
Eine Ablehnung der Sendung aufgr<strong>und</strong> <strong>ein</strong>es Verstoßes gegen eigene Moralvorstellungen<br />
wird in dieser reflektierten Form nur von <strong>ein</strong>igen Mitgliedern der Studentengruppe genannt.<br />
In den anderen Gruppen lehnen zwar meist <strong>ein</strong>ige die Sendung ab, weil sie die<br />
Dschungelprüfungen eklig finden oder Mitleid mit den Kandidaten haben, doch diese Haltung<br />
bezieht sich in der Regel nur auf <strong>ein</strong>zelne Campteilnehmer <strong>und</strong> wird von den Befragten<br />
nicht verallgem<strong>ein</strong>ert formuliert (zur moralischen Beurteilung der Sendung vgl. Kapitel<br />
4.5).<br />
Drei weibliche Befragte aus verschiedenen Gruppen äußern spontan Mitleid mit Daniel<br />
Küblböck <strong>und</strong> nennen dies als Gr<strong>und</strong> für <strong>ihre</strong> Ablehnung der Sendung. Einige weitere<br />
schließen sich dieser M<strong>ein</strong>ung im Laufe der Diskussion oder auf Nachfrage der Interviewer<br />
an. Als Begründung wird <strong>hier</strong> vor allem der Ekel genannt, den sie selbst in <strong>ein</strong>er solchen<br />
Situation empfinden würden. Drei Teilnehmerinnen in unterschiedlichen Gruppen formulieren<br />
anschaulich, wie sie den Ekel „mitfühlen<strong>“</strong>.<br />
Beispiel Mitleid wegen Ekel: Gruppendiskussion weibliche Gymnasiasten<br />
T: Das fand ich immer eher nicht lustig. Daniel Küblböck war nicht lustig mit<br />
diesen Käfern da, du leidest ja wirklich mit, wenn du das siehst. Man merkt<br />
es ja richtig, wie die kribbeln auf der Haut. Das ist so richtig eklig. Deshalb<br />
finde ich das auch überhaupt nicht interessant oder lustig, weil, wenn man<br />
mal überlegt, wenn die das immer mal sehen, wie bescheuert die sich gemacht<br />
haben.<br />
<strong>Die</strong> Annahme, die Dschungelprüfungen stellten <strong>ein</strong>e reale Gefahr für das Leben der Kandidaten<br />
dar, wird in allen drei Gruppen jüngerer Befragter mit geringerer formaler Bildung<br />
geäußert.<br />
Beispiel 1 Einschätzung realer Gefahr: Gruppendiskussion Schülerladen Wedding<br />
N: Das kann aber auch bei diesen Kakerlaken zu den Ohren r<strong>ein</strong>krabbeln, wenn<br />
die zu den Ohren r<strong>ein</strong>kommen, ist nicht schön, wenn die so richtig r<strong>ein</strong>kommen,<br />
in s<strong>ein</strong>en Kopf, das ist schlimm, da kann er tot s<strong>ein</strong>. Und sind überall<br />
<strong>und</strong> so.<br />
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