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Die Show „Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!“ und ihre ... - FSF

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schen umgehen.), <strong>und</strong> dem Vergnügen, das die Sendung bereitet, wenn Prominente Prüfungen<br />

unterzogen werden <strong>und</strong> die Schadenfreude in der Rezeption überwiegt. Ansch<strong>ein</strong>end<br />

fühlen sich die Kinder <strong>und</strong> Jugendlichen für die medialen Darstellungen nicht persönlich<br />

verantwortlich. <strong>Die</strong>s wird auch deutlich in <strong>ihre</strong>n Beurteilungen bezüglich der<br />

Teilnahme von Bekannten am Dschungelcamp. Mit Ausnahme der männlichen Berufsschüler<br />

fühlen sie sich in dieser Situation eher zur Fre<strong>und</strong>schaft verpflichtet.<br />

Trotz <strong>ein</strong>es ansch<strong>ein</strong>end eher vom privaten Nutzenkalkül bestimmten Wertesystems orientieren<br />

sich die Befragten an gesellschaftlichen Normen <strong>und</strong> Werten, wie der Achtung anderer,<br />

Ehrlichkeit <strong>und</strong> Fairness, die <strong>ein</strong>e wichtige Bedeutung für ihr eigenes Leben haben.<br />

<strong>Die</strong>s entspricht den allgem<strong>ein</strong>en Tendenzen, die in der jüngsten Shell-Jugendstudie für die<br />

12- bis 25-Jährigen festgestellt wurden (vgl. Gensicke 2003). Da sie jedoch von der Sendung<br />

k<strong>ein</strong>en Bezug zu <strong>ihre</strong>m Alltag herstellen, sch<strong>ein</strong>en die moralischen Urteile in diesem<br />

Fall nicht unbedingt verpflichtend zu s<strong>ein</strong>. Das Fernseherlebnis <strong>und</strong> ihr eigener Alltag gelten<br />

als zwei getrennte Bereiche, in denen je eigene Wertmaßstäbe <strong>und</strong> moralische Kriterien<br />

<strong>ein</strong>e Rolle spielen.<br />

<strong>Die</strong> Sendung spricht zwar die Ekelgrenzen aller Befragten an <strong>und</strong> thematisiert auch ihnen<br />

bekannte Phobien, aber diese werden von den Diskussionsteilnehmern nicht auf das eigene<br />

Leben übertragen. Es kann k<strong>ein</strong> Alltagsbezug hergestellt werden. Dafür sind die Szenen im<br />

Dschungel für sie zu unrealistisch, zu abstrakt <strong>und</strong> fern von <strong>ihre</strong>m eigenen Leben.<br />

Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass die geringe Betroffenheit der Jugendlichen,<br />

bedingt durch die primäre Rezeption der Sendung als Spiel <strong>und</strong> als Comedy, dazu führt,<br />

dass für sie prinzipiell geltende ethische Prinzipien kaum auf die Sendung übertragen wer-<br />

den. Aufgr<strong>und</strong> der mangelnden Identifikation <strong>und</strong> des geringen Alltagsbezugs, des als abstrakt<br />

<strong>und</strong> unrealistisch empf<strong>und</strong>enen Geschehens ist auch <strong>ein</strong>e Imitation der Dschungelprüfungen<br />

<strong>und</strong> des Verhaltens der Kandidaten eher nicht zu erwarten.<br />

Einschränkend muss jedoch festgehalten werden, dass 10- bis 12-jährige Kinder sowie die<br />

11- bis 14-Jährigen mit geringerer Bildung <strong>und</strong> <strong>ein</strong>er teilweise mangelnden Sprachkompetenz<br />

der Sendung <strong>ein</strong>e größere Bedeutung beimessen <strong>und</strong> sie eher als real betrachten. Insbesondere<br />

den Kindern mangelt es an Wissen über Inszenierungsstrategien. <strong>Die</strong> Mechanismen<br />

des Mediensystems überblicken sie noch nicht. Ihre sozio-moralische<br />

Urteilsfähigkeit orientiert sich vor allem an Strafe <strong>und</strong> Gehorsam. Da sie die Sendung <strong>und</strong><br />

auch die Figuren weniger distanziert rezipieren <strong>und</strong> teilweise sogar <strong>ein</strong>en Lerneffekt an-<br />

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