Die Show „Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!“ und ihre ... - FSF
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Beispiel 2 Einschätzung realer Gefahr: Gruppendiskussion Jugendzentrum Jungen<br />
HE: Also, ich finde auch, die Kakerlaken, das war <strong>ein</strong> bisschen Tierquälerei, <strong>und</strong><br />
<strong>hier</strong>, was ich ziemlich brutal fand, war auch das, wer war das denn, Mariella<br />
glaub ich, <strong>ein</strong>e Schüssel aus dem Schlamm <strong>raus</strong>holen musste, <strong>und</strong> dabei von<br />
Straußen angepickt wurde.<br />
Interviewer: Hat die dir Leid getan?<br />
[...]<br />
HE: Ich hab vorhin zwar gesagt, dass es <strong>ein</strong> bisschen härter s<strong>ein</strong> soll, aber das<br />
find ich übertrieben, weil, da können richtige Verletzungen s<strong>ein</strong>, da muss<br />
<strong>ein</strong>mal etwas doller picken <strong>und</strong> <strong>hier</strong> r<strong>ein</strong> (deutet auf s<strong>ein</strong>en Hals) picken, <strong>und</strong><br />
dann ist sie tot, die Frau.<br />
Auf Gr<strong>und</strong>lage dieser Annahme lehnen die Befragten vor allem die Dschungelprüfungen<br />
„Kakerlakensarg<strong>“</strong> <strong>und</strong> „Straußen-Attacke<strong>“</strong> ab. Sie billigen Ich <strong>bin</strong> <strong>ein</strong> <strong>Star</strong> <strong>–</strong> <strong>Holt</strong> <strong>mich</strong> <strong>hier</strong><br />
<strong>raus</strong>! <strong>ein</strong> hohes Maß an realen Folgen zu. Vor allem die jüngeren Befragten mit geringer<br />
Bildung nehmen die spannend inszenierten Dschungelprüfungen ernster <strong>und</strong> rezipieren sie<br />
dadurch weniger als <strong>ein</strong> spielerisches Element. Das lässt auf <strong>ein</strong>en Mangel an Medienwis-<br />
sen <strong>und</strong> Medienkompetenz schließen.<br />
4.3.2 Gründe für die Zustimmung<br />
Neben der Berichterstattung, die auf die Sendung neugierig machte, <strong>und</strong> den Gesprächen<br />
über die Sendung im Fre<strong>und</strong>eskreis gab es auch weitere Gründe, die zur Nutzung von Ich<br />
<strong>bin</strong> <strong>ein</strong> <strong>Star</strong> <strong>–</strong> <strong>Holt</strong> <strong>mich</strong> <strong>hier</strong> <strong>raus</strong>! führten. Als wichtigster Gr<strong>und</strong> für die Rezeption der<br />
Sendung wird von den Befragten fast aller Gruppen angegeben, dass sie die Sendung lustig<br />
finden. Gerade die Dschungelprüfungen werden mit diesem Attribut versehen <strong>und</strong> so auch<br />
von denen geschätzt, die den Rest der Sendung als langweilig <strong>ein</strong>schätzen. Jedoch wird<br />
von den Befragten weniger die komisch inszenierte Moderation als witzig empf<strong>und</strong>en,<br />
sondern die Dschungelprüfungen. Dabei ist für die Diskussionsteilnehmer die Tatsache<br />
besonders lustig, dass <strong>hier</strong> Prominente in Grenzsituationen zu sehen sind. Gerade die karnevalistische<br />
Umkehrung der Verhältnisse, bei der <strong>ein</strong> „<strong>Star</strong><strong>“</strong> in <strong>ein</strong>e erniedrigende Situation<br />
gebracht wird, finden sie witzig. Paart sich dies mit <strong>ein</strong>er Antipathie gegen den jeweiligen<br />
Kandidaten, so bewegt die Schadenfreude auch Diskussionsteilnehmer zur Rezeption,<br />
die die Sendung eigentlich ablehnen. Schadenfreude als Motivation, die Sendung zu sehen,<br />
wird von Teilnehmern aller Gruppen genannt.<br />
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