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Die Show „Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!“ und ihre ... - FSF

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diese der Wirklichkeit entsprechen. Sie schreiben der Sendung, vermutlich aufgr<strong>und</strong> <strong>ein</strong>es<br />

mangelnden Medienwissens <strong>ein</strong> höheres Maß an Authentizität zu. So sehen alle drei Gruppen<br />

der jüngeren Diskussionsteilnehmer mit geringerer Bildung in den Dschungelprüfungen<br />

<strong>ein</strong>e reale Gefahr. Dadurch billigen sie ihnen <strong>ein</strong> hohes Maß an realen Folgen zu. Zusätzlich<br />

betonen sie den Lerncharakter der Dschungelprüfungen <strong>und</strong> zeigen damit eher <strong>ein</strong>e<br />

dokumentarische Lektüre.<br />

<strong>Die</strong> Älteren dagegen rezipieren die Sendung stärker auf den Ebenen des Spiels <strong>und</strong> der<br />

Reality <strong>Show</strong>. Ich <strong>bin</strong> <strong>ein</strong> <strong>Star</strong> <strong>–</strong> <strong>Holt</strong> <strong>mich</strong> <strong>hier</strong> <strong>raus</strong>! wird vor allem mit der Sendung Big<br />

Brother oder anderen verhaltensorientierten Spielshows verglichen. Während sie die Sendung<br />

als <strong>ein</strong> tatsächlich unwichtiges, aber durch die Medienberichterstattung aufgebauschtes<br />

Ereignis klassifizieren, schreiben die Jüngeren, geringer Gebildeten ihr <strong>ein</strong>e größere<br />

reale Bedeutung zu. Der Charakter <strong>ein</strong>es Spiels wird so eher gebrochen <strong>–</strong> die Sendung wird<br />

zu <strong>ein</strong>em Spiel mit ernsten Folgen.<br />

<strong>Die</strong> Rezeption der Sendung als Spiel ermöglicht <strong>ein</strong>en „geregelten Tabubruch<strong>“</strong> (Hausman-<br />

ninger 1992). <strong>Die</strong> Regelverletzungen sind ästhetisch inszeniert <strong>und</strong> können kritisch thematisiert<br />

werden. Dabei unterscheidet sich die „Spiel-Wirklichkeit<strong>“</strong> vom gewöhnlichen Leben<br />

<strong>und</strong> ermöglicht damit <strong>ein</strong>e distanzierte Rezeption, in der andere ethische Maßstäbe gelten.<br />

Zu dieser distanzierten Rezeptionshaltung trägt auch die komische Inszenierung bei.<br />

Von allen Befragten am meisten geschätzt werden die Dschungelprüfungen, die selbst von<br />

den Ablehnern der Sendung als witzig empf<strong>und</strong>en werden. Für alle Diskussionsteilnehmer<br />

ist es lustig, die Prominenten in Grenzsituationen zu sehen. Hierbei werden die üblichen<br />

sozial<strong>hier</strong>archischen Beziehungen <strong>und</strong> die ihr inhärenten sozialen Konventionen umge-<br />

kehrt. Dadurch ist in der Form des Lachens das zulässig, was sonst verboten ist (Bachtin<br />

1990, S. 54).<br />

Während die älteren Befragten die Kandidaten als „Halbprominente<strong>“</strong> bezeichnen <strong>und</strong> sich<br />

von ihnen distanzieren, werden sie von den jüngeren mit geringerer Bildung als echte <strong>Star</strong>s<br />

betrachtet, was <strong>ein</strong>e naivere Bewertung der Teilnahme zur Folge hat. Eine Identifikation<br />

mit den Kandidaten findet jedoch nicht statt. <strong>Die</strong> Kandidaten werden nicht als Identifikationsfiguren<br />

aufgebaut (vgl. Kapitel 4.4) <strong>und</strong> auch nicht als solche wahrgenommen. Anstelle<br />

von Identifikation lässt sich die Rezeptionshaltung eher als empathisch beschreiben, bei<br />

der zwar die Gefühle der Figuren übernommen werden, das Bewussts<strong>ein</strong> der Differenz<br />

zwischen Zuschauer <strong>und</strong> Kandidat jedoch erhalten bleibt. Dabei kann sich die Empathie<br />

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