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Die Show „Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!“ und ihre ... - FSF

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kommen werden. <strong>Die</strong>se Kontrastierung erzeugt Komik <strong>und</strong> impliziert <strong>ein</strong>en auktorialen<br />

Blick auf die kommenden Ereignisse, in die der Zuschauer als Art mitwissender „Komplize<strong>“</strong><br />

<strong>ein</strong>bezogen wird. <strong>Die</strong>ther Krywalski definiert die auktoriale Perspektive als „Erzählsituation,<br />

in der <strong>ein</strong> allwissender Erzähler die Handlung berichtet <strong>und</strong> sich selbst immer wieder<br />

in das Gesehen <strong>ein</strong><strong>bin</strong>det<strong>“</strong> (Krywalski 1999, S. 680). <strong>Die</strong>se Erzählsituation findet sich<br />

sehr häufig in den Wortwechseln von Sonja Zietlow <strong>und</strong> Dirk Bach, wenn sie ihr kalkuliertes<br />

Vorgehen als allwissende Erzähler demonstrieren <strong>und</strong> dabei die Kandidaten zu nichtsahnenden<br />

Objekten der Narration werden lassen, wobei die Wortwahl <strong>und</strong> Tonalität stets<br />

<strong>ein</strong>e komische Distanzierung hervorrufen (vgl. Kapitel 3.2):<br />

Sonja Zietlow: „Was haben wir gemacht? Wir haben unsere Kandidaten in <strong>ein</strong><br />

richtig schönes Luxushotel gesteckt <strong>und</strong> sie von vorne bis hinten verwöhnt.<strong>“</strong><br />

Dirk Bach: „Wie sagt <strong>ein</strong> altes australisches Sprichwort: Erst Zuckerbrot, dann<br />

Hungersnot.<strong>“</strong><br />

<strong>Die</strong> Zuschauer werden analog zu den Moderatoren von Anfang an dazu verleitet, <strong>ein</strong>en<br />

distanzierten, karnevalistischen Blickwinkel auf die gesamte Erzählung <strong>ein</strong>zunehmen, in<br />

dem die übliche gesellschaftliche Ordnung für die Dauer der <strong>Show</strong> außer Kraft gesetzt ist.<br />

<strong>Die</strong>ser Aspekt wird darüber hinaus noch durch die Möglichkeit der Zuschauer, aktiv in das<br />

Geschehen <strong>ein</strong>zugreifen, verstärkt. Sie können somit im übertragenen Sinn Anteil an der<br />

Umkehrung der gesellschaftlichen Verhältnisse nehmen, indem sich die „<strong>Star</strong>s<strong>“</strong> aufgr<strong>und</strong><br />

des Votings der Zuschauer in ungewöhnliche Situationen begeben müssen. <strong>Die</strong>se Macht<br />

der Zuschauer, <strong>ein</strong>en Teil zur Gesamterzählung der Sendung beizutragen, wird ebenfalls<br />

durch die Moderatoren in der ersten Folge hervorgehoben:<br />

Sonja Zietlow (mit <strong>ein</strong>er zeigenden Geste direkt an die Zuschauer appellierend):<br />

„Und Sie zu Hause, Sie spielen Schicksal. Ist das nicht w<strong>und</strong>erbar? Mit <strong>ihre</strong>m<br />

Anruf können Sie entscheiden, wer zur eher unangenehmen Dschungelprüfung<br />

antreten muss, <strong>und</strong> Sie haben es auch in der Hand, wer am Ende zum Dschungelkönig<br />

gekürt wird.<strong>“</strong><br />

Während des Marsches der prominenten Kandidaten vom Fünf-Sterne-Hotel in den<br />

Dschungel, der den Übergang von der Welt des Luxus’ in die Welt des <strong>ein</strong>fachen, primitiven<br />

Lebens symbolisiert, wird von den Moderatoren die Metapher des Karnevals als Umkehrung<br />

gesellschaftlicher Machtstrukturen selbst thematisiert: Nachdem Werner Böhm in<br />

Bezug auf die Anstrengungen der Dschungeldurchwanderung auf pathetische Art verlauten<br />

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