Die Show „Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!“ und ihre ... - FSF
Die Show „Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!“ und ihre ... - FSF
Die Show „Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!“ und ihre ... - FSF
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Interviewer: Findest du, so was kann man mit Leuten machen? Findest du, man kann sie<br />
zu so was zwingen, wenn sie Geld dafür bekommen? Oder soll man so eigentlich<br />
nicht mit Menschen umgehen.<br />
E: Nicht so.<br />
T: Nicht so, aber wenn sie mal im Wald oder so verlaufen hat, das ist ja auch<br />
<strong>ein</strong>e tolle Probe gewesen, dass die so gemacht haben.<br />
Interviewer: Also findest du, sie konnte auch was damit lernen?<br />
T: Ja, dann, wenn die nix zu essen haben, wenn die <strong>hier</strong> Käfer essen oder so,<br />
dann hat sie sich das schon getraut.<br />
[...]<br />
Interviewer: Ja, aber ihr habt jetzt zum Beispiel doch auch gesagt, dass ihr es gut <strong>und</strong> witzig<br />
fandet <strong>und</strong> fandet, dass er (Daniel Küblböck) es verdient hat.<br />
T: Eigentlich nicht so, aber manchmal ist es so, dass er es so verdient hat. Der<br />
kann ja auch was dazulernen, der ist dann nicht mehr so angeberisch. Dann<br />
denkt er, ich kann jetzt wie <strong>ein</strong> ganz normaler Mensch reden <strong>und</strong> nicht so<br />
wie <strong>ein</strong> Mädchen, sonst denkt er immer, ha, ich <strong>bin</strong> der Schönste, ich <strong>bin</strong> so<br />
süß.<br />
<strong>Die</strong> Kinder aus dem Schülerladen Wedding beurteilen die Sendung hauptsächlich auf der<br />
ersten Stufe, der heteronomen Stufe, bei der sie sich an Strafe <strong>und</strong> Gehorsam orientieren.<br />
<strong>Die</strong> Handlungen werden r<strong>ein</strong> nach dem äußeren Ersch<strong>ein</strong>ungsbild beurteilt <strong>und</strong> nicht nach<br />
dahinter stehenden Intentionen. Dementsprechend erkennen sie auch die unter moralischen<br />
Gesichtspunkten fragwürdige Behandlung der Kandidaten durch die Moderation nicht,<br />
sondern beziehen sich lediglich auf das Ausmaße der Dschungelprüfungen, die sie teilwei-<br />
se aus Bestrafungsgründen als gerechtfertigt ansehen. So ist das Mädchen T der M<strong>ein</strong>ung,<br />
dass Daniel Küblböck die Behandlung durch die Prüfung verdient hat, weil er danach nicht<br />
mehr so angeberisch ist. <strong>Die</strong> Äußerung, dass man die Kandidaten in der Sendung in dieser<br />
Art <strong>und</strong> Weise behandeln darf, weil sie dadurch auch etwas lernen können, lässt auf <strong>ein</strong>e<br />
Moral des Zweckdenkens schließen. Das heißt, Regeln werden befolgt, wenn es irgendjemandes<br />
Interesse dient. <strong>Die</strong>se Art der moralischen Bewertung entsteht auf <strong>ein</strong>er Stufe, die<br />
das an Bestrafung <strong>und</strong> Gehorsam orientierte Denken bereits überw<strong>und</strong>en hat. <strong>Die</strong>s ist die<br />
zweite Stufe moralischer Entwicklung, die von Kohlberg als Stufe des Individualismus<br />
beschrieben wird. Gerecht ist in diesem Fall, das, was fair ist. <strong>Die</strong> Erwachsenen werden<br />
nicht mehr als all<strong>ein</strong>ige Quelle der Moral betrachtet <strong>und</strong> die Kinder haben verstanden, dass<br />
Moral etwas mit Gegenseitigkeit zu tun hat. <strong>Die</strong>se wird zum Kriterium des moralisch Richtigen,<br />
aber im Sinne <strong>ein</strong>er Moral des Zweckdenkens.<br />
11- bis 14-jährige Jungen, geringere bis mittlere formale Bildung<br />
Auch die befragten Jungen der höheren Altersstufe können kaum <strong>ein</strong> fragwürdiges Verhalten<br />
der Moderatoren erkennen. Wie die Kindergruppe orientiert sich ihr Urteil am Ausmaß<br />
116