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Die Show „Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!“ und ihre ... - FSF

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werden kann. <strong>Die</strong>ser Übergang wird ebenfalls in der ersten Folge (09.01.2004) auf besondere<br />

Weise inszeniert, da quasi schrittweise die Metamorphose der luxusverwöhnten<br />

„<strong>Star</strong>s<strong>“</strong> zu spärlich ausgestatteten Campbewohnern nachgezeichnet wird: Nachdem sie sich<br />

von <strong>ihre</strong>n „Liebsten<strong>“</strong> im 5-Sterne-Luxushotel verabschiedet haben, werden sie von australischen,<br />

militärisch gekleideten Wachmännern nach unerlaubten Luxusartikeln durchsucht,<br />

um dann nach <strong>ein</strong>em langen, vielseitig in Szene gesetzten Dschungelmarsch an <strong>ihre</strong>m Ziel<br />

an zukommen. <strong>Die</strong>ser „Übergangsritus<strong>“</strong> (van Gennep 1999), der die Akteure von <strong>ein</strong>er<br />

Wirklichkeitsebene in <strong>ein</strong>e andere transferiert, wurde im Zusammenhang des Formats Big<br />

Brother (vgl. Mikos u.a. 2000, S. 90) bereits als Überführung des realen sozialen Umfelds<br />

der Bewohner in die künstlich erzeugte Welt der Spielshow thematisiert. In diesem Sinn<br />

ließe sich die <strong>Show</strong> Ich <strong>bin</strong> <strong>ein</strong> <strong>Star</strong> <strong>–</strong> <strong>Holt</strong> <strong>mich</strong> <strong>hier</strong> <strong>raus</strong>! als die ästhetische Darstellung<br />

<strong>ein</strong>er rituellen Praxis sehen, bei der Akteure von <strong>ein</strong>em Wirklichkeitsbereich, dem wirklichen<br />

Leben als Prominente, in <strong>ein</strong>en anderen Wirklichkeitsbereich, den der <strong>Show</strong> im australischen<br />

Dschungel, wechseln. Zugleich stellt die <strong>Show</strong> aber auch <strong>ein</strong> audio-visuelles<br />

Symbol dar, das für die Zuschauer den Übergangsritus symbolisiert.<br />

Der Übergang oder Schwellenzustand ist dadurch gekennzeichnet, dass sich die Akteure,<br />

die sich in ihm befinden, weder <strong>hier</strong> noch da sind, „sie sind weder das <strong>ein</strong>e noch das andere,<br />

sondern befinden sich zwischen den vom Gesetz, der Tradition, der Konvention <strong>und</strong><br />

dem Zeremonial fixierten Positionen. Viele Gesellschaften, die soziale <strong>und</strong> kulturelle Übergänge<br />

ritualisieren, verfügen deshalb über <strong>ein</strong>e Vielzahl von Symbolen, die diese Am-<br />

biguität <strong>und</strong> Unbestimmtheit des Schwellenzustands zum Ausdruck bringen. So wird der<br />

Schwellenzustand häufig mit dem Tod, mit dem Das<strong>ein</strong> im Mutterschoß, mit Unsichtbar-<br />

keit, Dunkelheit, Bisexualität, mit der Wildnis <strong>und</strong> mit <strong>ein</strong>er Sonnen- <strong>und</strong> Mondfinsternis<br />

gleichgesetzt<strong>“</strong> (Turner 1989a, S. 95). Als wesentliches Charakteristikum des Schwellenzustands<br />

nennt der Anthropologe Victor Turner (ebd., S. 96) „die Mischung aus Erniedrigung<br />

<strong>und</strong> Heiligkeit, Homogenität <strong>und</strong> Kameradschaft<strong>“</strong>. Zugleich bedeutet der Schwellenzustand<br />

<strong>ein</strong>e Auflösung von zivilisierten sozialen Strukturen, die durch <strong>ein</strong>e Gem<strong>ein</strong>schaft<br />

ersetzt werden, in der „ es k<strong>ein</strong> Oben ohne das Unten gibt <strong>und</strong> dass der, der oben ist, erfahren<br />

muss, was es bedeutet, unten zu s<strong>ein</strong><strong>“</strong> (ebd., S. 96 f.). An anderer Stelle weist Turner<br />

(1989b) darauf hin, dass nicht nur Übergangsrituale, sondern Rituale schlechthin <strong>ein</strong>e dramatische<br />

Struktur aufweisen: „In s<strong>ein</strong>en typischen, universellen Ausdrucksformen ist das<br />

Ritual durch die Gleichzeitigkeit vieler Darstellungsgattungen bestimmt <strong>und</strong> weist oft <strong>ein</strong>e<br />

dramatische Struktur, <strong>ein</strong>e Handlung auf, die nicht selten <strong>ein</strong> Opfer oder Selbst-Opfer um-<br />

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