Die Show „Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!“ und ihre ... - FSF
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Allerdings sind nicht immer alle Ebenen gleich gewichtet <strong>und</strong> können auch nicht ganz<br />
unter Ausschluss der jeweils anderen Ebenen betrachtet werden.<br />
Da die Sendung Ich <strong>bin</strong> <strong>ein</strong> <strong>Star</strong> <strong>–</strong> <strong>Holt</strong> <strong>mich</strong> <strong>hier</strong> <strong>raus</strong>! nicht nur als Spiel- oder Gameshow,<br />
sondern auch als verhaltensorientierte Reality <strong>Show</strong> zu verstehen ist, stellt sich die<br />
Frage, wie das „wirkliche<strong>“</strong> Leben der Kandidaten während <strong>ihre</strong>s zwölftägigen Dschungelaufenthalts<br />
medial aufbereitet wurde. <strong>Die</strong> Zuschauer bekommen <strong>ein</strong>e tägliche Zusammenfassung<br />
mit den Höhepunkten des Tages geliefert. Einige Elemente, wie die Dschungelprüfung,<br />
beziehen sich auf den Vortag <strong>und</strong> sind somit weder „live<strong>“</strong> noch tagesaktuell. Daher<br />
ist davon auszugehen, dass dieses Material hinsichtlich narrativer bzw. spannungsfördernder<br />
Mittel in die Gesamterzählung des jeweils aktuellen Geschehens <strong>ein</strong>gearbeitet wurde.<br />
In diesem Zusammenhang wird auch davon ausgegangen, dass den Kandidaten im Sinne<br />
des seriellen Charakters des Formats bestimmte narrative Funktionen zugeschrieben werden,<br />
um <strong>hier</strong>durch den Fluss <strong>ein</strong>er Erzählung oder zumindest bestimmte temporäre thematische<br />
Narrationsblöcke entstehen zu lassen. <strong>Die</strong> Inszenierung kann bestimmte Aspekte der<br />
Kandidaten <strong>und</strong> „bestimmte soziale Rollen in spezifischen Handlungskontexten hervorheben<strong>“</strong><br />
(vgl. Mikos 2003, S. 159). Daher ist auch zu untersuchen, ob manche Kandidaten<br />
eher als Identifikationsfiguren aufgebaut werden bzw. ob Empathie oder Sympathie hergestellt<br />
wird.<br />
Ein wichtiges Element, das von dem Format aufgegriffen wird <strong>und</strong> das auf Strukturen aus<br />
Sendungen wie Brisant (ARD), Leute heute (ZDF), Explosiv (RTL) oder Blitz (Sat.1) zu-<br />
rückgreift, ist die Boulevardberichterstattung. <strong>Die</strong> Campbewohner sind als Prominente<br />
typische Akteure dieser Boulevardmagazine, im Falle von Caroline Beil sogar <strong>ein</strong>e ehema-<br />
lige Moderatorin <strong>–</strong> <strong>ein</strong> Beispiel für die intertextuellen Verweise des Formats. In <strong>ein</strong>er Studie<br />
zu Themenstruktur <strong>und</strong> Inszenierung von Boulevardmagazinen wurde festgestellt:<br />
„[Der] Emotionalisierung <strong>und</strong> Personalisierung von Ereignissen entsprach bei den Berichten<br />
über Prominente <strong>und</strong> Adel die „Privatisierung<strong>“</strong> dieser Personen, der Versuch hinter das<br />
öffentliche Gesicht zu gucken <strong>und</strong> den <strong>Star</strong> privat zu zeigen, um ihn so dem Alltag des<br />
Publikums näher zubringen<strong>“</strong> (Mikos 1998, S. 70). Eine wichtige Rolle spielen dabei emotionale<br />
<strong>und</strong> soziale Ausnahmesituationen, in denen in besonderem Maße die öffentliche<br />
Maske fällt (vgl. ebd.). In Ich <strong>bin</strong> <strong>ein</strong> <strong>Star</strong> <strong>–</strong> <strong>Holt</strong> <strong>mich</strong> <strong>hier</strong> <strong>raus</strong>! wird <strong>ein</strong>e solche Situation<br />
als Rahmen künstlich inszeniert <strong>und</strong> dadurch <strong>ein</strong>e Blickweise auf die Prominenten als<br />
„wirkliche<strong>“</strong> Menschen ermöglicht.<br />
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