Die Show „Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!“ und ihre ... - FSF
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Vortag bei der Live-Schaltung in der Folge vom 12.01.2004 spontan zum Anlass genommen,<br />
um <strong>ein</strong> Statement von ihr entsprechend zu kommentieren (vgl. Kapitel 3.2.1).<br />
<strong>Die</strong> Live-Schaltungen bilden im Gegensatz zu den inszenierten Narrationsblöcken <strong>ein</strong>e<br />
relativ unaufbereitete Situation ab, dennoch entspricht auch diese nicht der vorgef<strong>und</strong>enen<br />
sozialen Realität, sondern <strong>ein</strong>er erst durch das Spiel ermöglichten Situation. Obwohl die<br />
Kandidaten <strong>ein</strong>en relativ großen Spielraum haben, „durch selbstgewählte Rollen<strong>ein</strong>lagen<br />
oder publikumsbezogene Aktionen <strong>ihre</strong> mediale Rolle quasi ‚in Eigenregie’ auszufüllen<strong>“</strong><br />
(vgl. ebd., S. 115), kommt es zu <strong>ein</strong>em Spannungsverhältnis zwischen der „Stigmatisierung<br />
<strong>und</strong> Festschreibung der Figuren durch die Narration <strong>und</strong> dem ‚Ausbrechen’ der Bewohner<br />
aus Typisierungen durch die Aufgabenstellungen <strong>und</strong> das Fehlen <strong>ein</strong>er festgelegten Drehbuchrolle<strong>“</strong><br />
(ebd., S. 104). Das Missverhältnis von Inhalt <strong>und</strong> Repräsentation wird insbesondere<br />
dann deutlich, wenn das Verhalten der Kandidaten durch die Kommentierung sowie<br />
die ästhetische Inszenierung dekontextualisiert <strong>und</strong> ironisch verfremdet werden. Wenn<br />
beispielsweise Werner Böhm nach s<strong>ein</strong>er nächtlichen Lichtgestaltensuche erregt <strong>und</strong> ent-<br />
setzt von dem „Furcht <strong>ein</strong>flössenden<strong>“</strong> Erlebnis berichtet, entsteht Inkongruenz bezüglich<br />
s<strong>ein</strong>es sch<strong>ein</strong>bar emotional aufgewühlten Seelenzustands <strong>und</strong> dessen komischer Repräsen-<br />
tation (Untermalung des musikalischen Motivs der Mystery-Serie Akte X, Kamera- <strong>und</strong><br />
Spezialeffekte in Form <strong>ein</strong>es Zooms auf s<strong>ein</strong> erregtes Gesicht, das in <strong>ein</strong>em bläulich <strong>ein</strong>ge-<br />
färbten Standbild festgehalten wird <strong>und</strong> dadurch eher lächerlich wirkt). Angesichts der<br />
Tatsache, dass die Kandidaten allesamt über <strong>ein</strong>e breit angelegte Medienerfahrung verfü-<br />
gen, was zumindest in <strong>ihre</strong>n monothematischen Einführungsclips (vgl. Kapitel 3.3.3) nahe<br />
gelegt wird, stellt sich dem Zuschauer in diesem Zusammenhang auch die Frage, inwieweit<br />
die Kandidaten selbst für die Kamera agieren <strong>und</strong> <strong>ihre</strong> Rolle quasi als „Schauspieler<strong>“</strong> erfüllen.<br />
<strong>Die</strong>ser Aspekt wird auch auf selbstreferentielle Weise innerhalb des Formats hervorgehoben,<br />
wenn beispielsweise Caroline Beil bei <strong>ihre</strong>m Lästergespräch mit Carlo Thränhardt<br />
<strong>und</strong> Mariella Ahrens in der Folge vom 13.01.2004 verlauten lässt: „Wenn die<br />
Kameras laufen, tut der [Werner Böhm] alles<strong>“</strong>.<br />
In diesem Zusammenhang können auch die Dschungelprüfungen betrachtet werden, die als<br />
täglich festgelegte Bestandteile der <strong>Show</strong> fungieren <strong>und</strong> bei denen sich die Kandidaten, im<br />
Gegensatz zu den gerafften Tageszusammenfassungen, somit <strong>ihre</strong>r medialen Präsenz sicher<br />
s<strong>ein</strong> können. Mögliche Inkongruenzen in den dargestellten Verhaltensrollen der Kandidaten<br />
können unter diesem Blickwinkel ebenfalls <strong>ein</strong>e neue Bewertungsdimension erfahren:<br />
So kann Werner Böhms pathetischer <strong>und</strong> inbrünstiger Auftritt bei s<strong>ein</strong>er Dschungelprüfung<br />
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