Die Show „Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!“ und ihre ... - FSF
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5.2 Zusammenfassung<br />
<strong>Die</strong> <strong>Show</strong> Ich <strong>bin</strong> <strong>ein</strong> <strong>Star</strong> <strong>–</strong> <strong>Holt</strong> <strong>mich</strong> <strong>hier</strong> <strong>raus</strong>! kann als Hybridform bezeichnet werden,<br />
die Elemente aus verschiedenen anderen Genres ver<strong>ein</strong>t. Es lassen sich Aspekte aus Spielshows,<br />
Reality Soaps, Boulevard-Magazinen <strong>und</strong> Comedy-Sendungen feststellen. Insgesamt<br />
dominiert in der Inszenierung der <strong>Show</strong> <strong>ein</strong> komischer, karnevalistischer Modus, der<br />
durch die Darstellung der Moderatoren als „komisches Paar<strong>“</strong> noch verstärkt wird. <strong>Die</strong>ser<br />
komische Modus wird in den eigentlichen Dschungelprüfungen zurückgenommen, in denen<br />
der Ernst des Spiels wichtiger ist. Sowohl der Modus der Komik als auch des Spiels<br />
weisen darauf hin, dass mit der <strong>Show</strong> <strong>ein</strong> anderer Wirklichkeitsbereich geschaffen wird,<br />
der sich von der Realität des Alltags abhebt <strong>und</strong> unterscheidet. In diesem Sinn kann die<br />
<strong>Show</strong> auch als performatives Realitätsfernsehen bezeichnet werden, da in ihr „echte Menschen<strong>“</strong><br />
<strong>–</strong> in diesem Fall Prominente <strong>–</strong> als Kandidaten für <strong>ein</strong> Publikum agieren. <strong>Die</strong> Zuschauer<br />
werden analog zu den Moderatoren von Anfang an dazu verleitet, <strong>ein</strong>en distanzier-<br />
ten, karnevalistischen Blickwinkel auf die gesamte Erzählung <strong>ein</strong>zunehmen, in dem die<br />
übliche gesellschaftliche Ordnung für die Dauer der <strong>Show</strong> außer Kraft gesetzt ist.<br />
<strong>Die</strong> Rahmung als Spiel <strong>und</strong> Comedy führt vor allem aufgr<strong>und</strong> der karnevalistischen Inszenierung<br />
dazu, dass sich für die befragten Kinder <strong>und</strong> Jugendlichen da<strong>raus</strong> der bevorzugte<br />
Rezeptionsmodus ableitet. Sie können aufgr<strong>und</strong> <strong>ihre</strong>s praktischen Medienwissens die<br />
Rahmungen erkennen <strong>und</strong> nehmen daher die <strong>Show</strong> <strong>ein</strong>erseits als komisch <strong>und</strong> witzig wahr,<br />
<strong>und</strong> andererseits als Spiel, das karnevalistischen Prinzipien gehorcht. Lediglich wenn sie<br />
der Ansicht sind, dass Spielregeln verletzt werden, tritt der komische Rezeptionsmodus in<br />
den Hintergr<strong>und</strong> <strong>und</strong> sie entwickeln Mitleid mit den Kandidaten, weil sie <strong>ein</strong>en wichtigen<br />
Wert, der auch in <strong>ihre</strong>m Alltag <strong>ein</strong>e Rolle spielt, verletzt sehen: Fairness. Mit Ausnahme<br />
der 10- bis 12-jährigen Kinder mit geringer Bildung <strong>und</strong> teilweise der 11- bis 14-jährigen<br />
Mädchen mit geringer Bildung haben die Befragten genügend praktisches Medienwissen,<br />
um mit der <strong>Show</strong> angemessen umzugehen. In den Ausnahmefällen benutzen sie aber Deutungsmuster<br />
aus <strong>ihre</strong>r sozialen Alltagserfahrung, um die Sendung zu bewerten. <strong>Die</strong> gering<br />
gebildeten Kinder sehen daher in den Dschungelprüfungen <strong>ein</strong>en didaktischen Sinn <strong>und</strong><br />
vermuten, dass man da etwas lernen kann. Sie tun dies nicht, weil die Sendung ihnen dies<br />
vorgibt, sondern weil ihnen aus <strong>ihre</strong>m eigenen schulischen Alltag bekannt ist, dass Prüfungen<br />
<strong>ein</strong>en didaktischen Sinn haben.<br />
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