Die Show „Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!“ und ihre ... - FSF
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Beispiel Langweilige Sendung: Gruppendiskussion Studenten<br />
MN: Also, wenn die Caroline Beil nicht wenigstens <strong>ein</strong>mal abgelästert hätte, was<br />
so schlimm jetzt auch nicht war, dann, also eigentlich empfinde ich es als<br />
sensationell, wie erfolgreich die Sendung s<strong>ein</strong> konnte, obwohl es so langweilig<br />
war. Also, es saßen <strong>ein</strong>fach zwölf Leute zwei Wochen in der Matschepampe<br />
<strong>und</strong> haben sich gegenseitig angelangweilt <strong>und</strong> passiert ist eigentlich<br />
nichts, außer dass ab <strong>und</strong> zu <strong>ein</strong>em Kakerlaken in den Kopf gekippt wurden.<br />
Neben der Kritik an mangelnder Handlung wird das Desinteresse an der Sendung damit<br />
begründet, dass Ich <strong>bin</strong> <strong>ein</strong> <strong>Star</strong> <strong>–</strong> <strong>Holt</strong> <strong>mich</strong> <strong>hier</strong> <strong>raus</strong>! k<strong>ein</strong>e Nähe zum eigenen Leben<br />
habe. <strong>Die</strong> verhandelten Probleme, so äußern mehrere Diskussionsteilnehmer, hätten mit<br />
dem eigenen Leben nichts zu tun. <strong>Die</strong> distanzierte Rezeptionshaltung, die aus diesem Umstand<br />
erwächst, zeigt sich auch in der moralischen Bewertung der Sendung <strong>und</strong> wird in<br />
diesem Zusammenhang näher analysiert (vgl. Kapitel 4.6.3).<br />
Beispiel Mangelnder Alltagsbezug: Gruppendiskussion männliche Berufsschüler<br />
ES: Alles ist so unrealistisch. Das vielleicht <strong>ein</strong> bisschen, aber ich m<strong>ein</strong>, das sind<br />
<strong>Star</strong>s <strong>und</strong> die kriegen dafür Geld <strong>und</strong> so. Ich m<strong>ein</strong>, ich hab da m<strong>ein</strong>e eigenen<br />
Sorgen, ganz ehrlich, als mir so <strong>ein</strong>en <strong>Star</strong> anzugucken, was der 24 St<strong>und</strong>en<br />
macht.<br />
Als weiterer Kritikpunkt, der teilweise zu <strong>ein</strong>er Ablehnung der Sendung führt, wird die<br />
mangelnde Sinnhaftigkeit der Sendung angesprochen. Gerade die jüngeren Befragten versuchen<br />
<strong>ein</strong>en didaktischen Sinn in der Sendung, speziell in den Dschungelprüfungen zu<br />
erkennen. Für <strong>ein</strong>ige stellen diese k<strong>ein</strong> r<strong>ein</strong>es Spielelement dar, sondern sollen auf das Leben<br />
in der Wildnis vorbereiten. <strong>Die</strong>se angenommene Sinnhaftigkeit der Dschungelprüfun-<br />
gen wird ihnen dann allerdings aufgr<strong>und</strong> des mangelnden Realitätsbezugs abgesprochen.<br />
Beispiel Sinnhaftigkeit: Gruppendiskussion Jugendzentrum Mädchen<br />
B: Man kann ja auch sehen, wie man dort lebt, wie man im Dschungel ist. Aber<br />
ich verstehe nur nicht, was jetzt der Sinn der Sache war. Ich m<strong>ein</strong>e, wenn<br />
man im Dschungel lebt, da kommen ja nicht 50.000 Kakerlaken über dich.<br />
Der didaktische Sinn, den die jüngeren Befragten in der Dschungelprüfungen sehen, verweist<br />
auf die kulturelle Tradition der „Übergangsriten<strong>“</strong>, wie sie in Kapitel 3.3.3 beschrieben<br />
werden. Offenbar haben gerade die jüngeren Befragten <strong>ein</strong> diffuses Gespür dafür, dass<br />
sie aus den „unnormalen<strong>“</strong> Situationen, in denen Kandidaten Prüfungen bestehen müssen,<br />
etwas lernen können. Zugleich wird damit <strong>ein</strong> Bezug zu <strong>ihre</strong>r eigenen alltäglichen Lebenspraxis<br />
hergestellt. Prüfungen kennen sie aus <strong>ihre</strong>m Schulalltag, wo sie am Ende <strong>ein</strong>es<br />
Lernprozesses stehen <strong>und</strong> das Lernergebnis überprüfen sollen. <strong>Die</strong> jüngeren Befragten<br />
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