Die Show „Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!“ und ihre ... - FSF
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mängelte spöttische Verhalten in <strong>ein</strong>en positiven Wert um. Hier geht es um die Bemerkungen<br />
der Moderatorin Sonja Zietlow, die von <strong>ein</strong>er der Teilnehmerinnen als ehrlich bewertet<br />
werden. Dabei betrachten die Mädchen die Äußerungen, anders als die KJM, nicht als<br />
fragwürdig.<br />
Interviewer: Wie ging’s denn euch anderen mit den Moderatoren?<br />
LM: Oh, die waren super, die fand ich gut!<br />
Interviewer: Warum fandest du die gut?<br />
LM: Och, die haben das teilweise so witzig gemacht, <strong>und</strong> gerade die Sonia, die<br />
war ja zum Teil auch wirklich so ehrlich, die hat ausgesehen, als wär sie in<br />
dem Moment auch wirklich ehrlich, zum Beispiel als diese Caroline so richtig<br />
abgelästert hat, über die andern, da hat sie sich auch lustig gemacht:<br />
„N<strong>ein</strong>, das sieht ja <strong>hier</strong> k<strong>ein</strong>er.<strong>“</strong> Und: „Ach, nö, wir haben ja gar k<strong>ein</strong>e Zuschauer,<br />
wir sind ja auch gar nicht im Fernsehen.<strong>“</strong> Und das fand ich ziemlich<br />
witzig, fand ich gut, ja.<br />
Ungestützt nennen die Berufschülerinnen die Freiwilligkeit <strong>und</strong> die ausreichende Information<br />
der Kandidaten über die Sendung als Rechtfertigung für die Art <strong>und</strong> Weise der Behandlung.<br />
Interviewer: Findest du denn auch, dass es ihm <strong>ein</strong>fach recht geschieht, weil er da ins<br />
Camp gegangen ist?<br />
HM: Na, das haben die alle vorher gewusst, da können sie nicht sagen: „Ne, ich<br />
mach das nicht<strong>“</strong>, <strong>und</strong> so, die wussten ja schon vorher Bescheid, dass das da<br />
nicht so super abläuft, also mussten sie sich drauf <strong>ein</strong>stellen.<br />
LM: Also, gerade Daniel, Daniel musste sich schon selber <strong>ein</strong> Bild da<strong>raus</strong> machen,<br />
wie die Leute auf ihn reagieren, weil er wusste ganz genau, dass ihn<br />
zur Hälfte schon halb Deutschland nicht leiden kann, <strong>und</strong> dann geht er trotzdem<br />
da r<strong>ein</strong>, um irgendjemandem was zu beweisen, also, er soll sich selbst<br />
was beweisen, aber k<strong>ein</strong>em anderen, <strong>und</strong> das sind so Sachen, ...<br />
[...]<br />
HM: Ach, er hat gedacht, wenn er da hin geht, dass alle Menschen sagen: <strong>“</strong>Oh, hat<br />
der Mut!<strong>“</strong> Dass er jetzt irgendwie <strong>ein</strong> Mann ist oder halt mutig oder was<br />
weiß ich, was. Aber er hat’s ja freiwillig gemacht.<br />
[...]<br />
HM: Na, die sind doch selber dran schuld, hat ja k<strong>ein</strong>er gesagt, sie müssen, wurde<br />
ja k<strong>ein</strong>er gezwungen. Im Krieg wurdest du gezwungen, das zu essen, was da<br />
ist, aber sie haben’s ja freiwillig gemacht, da können sie sich ja jetzt auch<br />
nicht aufregen oder so, da hab ich auch nicht so Mitleid oder so. Mir war<br />
auch von Anfang an klar, dass Daniel Küblböck dagewesen ist, weil das<br />
auch der <strong>ein</strong>zigste gewesen ist, der auch zuletzt noch so in den Medien war,<br />
dass der da rangenommen wird, weil is halt so, Deutschland hasst ihn.<br />
Deutschland weiß, dass er <strong>ein</strong>fach dumm ist im Kopf.<br />
Ebenso wie <strong>ihre</strong> männlichen Altersgenossen argumentieren die Teilnehmerinnen dieser<br />
Gruppendiskussion vor allem individualistisch, was die moralische Beurteilung der Sendung<br />
angeht.<br />
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