Die Show „Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!“ und ihre ... - FSF
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2.1 Reality <strong>Show</strong>s im deutschen Fernsehen<br />
Als Vorläufer der Reality <strong>Show</strong>s im deutschen Fernsehen können sowohl die ersten Docusoaps<br />
bzw. Langzeitbeobachtungen von „normalen Leuten<strong>“</strong> gelten, die <strong>ihre</strong> Vorbilder vor<br />
allem in Großbritannien hatten. Hier sind vor allem Berlin, Ecke B<strong>und</strong>esplatz (seit 1986 in<br />
der ARD) <strong>und</strong> <strong>Die</strong> Fußbroichs (seit 1990 beim WDR) zu nennen. Wichtiger noch als diese<br />
Sendungen, die Menschen in <strong>ihre</strong>r natürlichen Umgebung beobachteten, war die Serie Das<br />
wahre Leben, die 1994 auf Premiere ausgestrahlt wurde. Sie war nach dem Vorbild von<br />
The Real World bei MTV gestaltet, das dort in verschiedenen Ausgaben bis heute noch<br />
läuft. Sieben jungen Menschen, die sich vorher nicht kannten, mussten drei Monate lang in<br />
<strong>ein</strong>er speziell für sie <strong>ein</strong>gerichteten Wohnung in Berlin-Mitte zusammenleben <strong>und</strong> wurden<br />
dabei zehn St<strong>und</strong>en am Tag von Kameras beobachtet. Sie machten dabei ihr eigenes Leben<br />
öffentlich <strong>und</strong> präsentierten ihr Selbstverständnis <strong>und</strong> <strong>ihre</strong> Lebensform(en) <strong>ein</strong>em Fernsehpublikum.<br />
Im Unterschied zu Formaten wie Versteckte Kamera wussten die Teilnehmer,<br />
dass sie von Kameras beobachtet wurden <strong>und</strong> konnten ihr Verhalten <strong>und</strong> ihr Handeln daran<br />
ausrichten. Andere Vorläufer der Reality <strong>Show</strong>s lassen sich in vielen Unterhaltungsshows<br />
des deutschen Fernsehens finden, vom Spiel ohne Grenzen, <strong>ein</strong>em Import aus Italien, über<br />
Der goldene Schuss, bei dem die Zuschauer über Telefon mitspielen konnten, <strong>und</strong> Wünsch<br />
Dir was mit Vivi Bach <strong>und</strong> <strong>Die</strong>tmar Schönherr, bei dem die Kandidaten Mutproben bestehen<br />
mussten, bis hin zur Rudi Carrell <strong>Show</strong>, in der sich junge Talente als Sänger bzw.<br />
Doubles von Pop- <strong>und</strong> Schlagergrößen versuchen durften.<br />
Der Durchbruch für Reality <strong>Show</strong>s kam im deutschen Fernsehen dann im Jahr 2000 mit<br />
Big Brother (vgl. Böhme-Dürr/Sudholt 2001; Mikos u.a. 2000; Weber 2000). <strong>Die</strong> erste<br />
Staffel der <strong>Show</strong> war so erfolgreich, dass der Sender RTL II in Kooperation mit RTL noch<br />
im gleichen Jahr <strong>ein</strong>e zweite Staffel sendete, der bereits im Frühjahr 2001 <strong>ein</strong>e dritte folgte,<br />
allerdings mit <strong>ein</strong>em eher dürftigen Ergebnis im Hinblick auf die Einschaltquoten <strong>und</strong><br />
Marktanteile. In der Folge wurden Reality <strong>Show</strong>s bereits von der Fernsehkritik für tot erklärt,<br />
zumal auch <strong>ein</strong>ige andere Formate wie Big <strong>Die</strong>t oder The Club aufgr<strong>und</strong> mangelnden<br />
Zuschauerzuspruchs vorzeitig wieder <strong>ein</strong>gestellt worden waren. Reality-Formate waren<br />
jedoch in anderen Ländern weiterhin sehr erfolgreich. So war es nur <strong>ein</strong>e Frage der Zeit,<br />
bis sie auch im deutschen Fernsehen wieder vertreten waren. Selbst die öffentlichrechtlichen<br />
Sender partizipierten mit Das Schwarzwaldhaus (ARD) <strong>und</strong> Sternflüstern<br />
(ZDF) an dem Boom. Spätestens mit der vierten Staffel von Big Brother, die 2003 als Big<br />
Brother <strong>–</strong> The Battle in veränderter Form erfolgreich lief, waren die Reality <strong>Show</strong>s wieder<br />
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