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Abnahme. Prezza et al. stellen bei ihrer Studie mit 251 Müttern aus fünf verschiedenen<br />
mittelständischen Wohngebieten in Rom (2001) fest, dass gerade<br />
einmal 16,3 % der 7–12-Jährigen immer alleine oder mit Freunden zur<br />
Schule gehen. Hingegen gehen 71,3 % immer und 12,4 % regelmäßig in<br />
Begleitung von Erwachsenen zur Schule. Als Gründe hierfür werden von den<br />
befragten Müttern die fehlende Reife bzw. das Alter der Kinder (52 %), Verkehrsprobleme<br />
(25 %), die Entfernung zur Schule (15 %) sowie die Angst<br />
vor „Fremden“ bzw. andere „soziale Gefahren“ (15 %) 2 angegeben (vgl.<br />
Prezza et al. 2001: 440).<br />
Die von den Eltern vermeintlich plausibel durch mehr „Sicherheit“ begründeten<br />
Transporte zur Schule, werden von vielen Wissenschaftlern jedoch<br />
auch kritisch gesehen. So belegen Studien zum einen, dass durch die steigende<br />
Anzahl elterlicher Transporte die Gefahrensituation rund um die<br />
Schulen noch verstärkt wird (vgl. Limbourg, M. 1996), zum anderen, dass<br />
Kinder und Jugendliche, die mit dem Auto oder dem Bus zur Schule gefahren<br />
werden, deutlich weniger über ihren Schulweg und ihr Wohnumfeld wissen<br />
als Kinder und Jugendliche, die den Weg alleine oder mit Freunden bewältigen<br />
(vgl. Rissotto und Tonucci 2002, Hart 1981). Munroe und Munroe<br />
(1971), Nerlove, Munroe und Munroe (1971), Hillmann, Adams und Whitelegg<br />
(1990) sowie Hillmann (1998) konnten bei ihren Studien sogar zeigen,<br />
dass sich eine reduzierte Schulwegautonomie negativ auf die räumlichen<br />
Fähigkeiten der Kinder und Jugendlichen auswirkt. Joshi, MacLean und<br />
Carter (1999) betonen in diesem Zusammenhang jedoch vor allem die Frage<br />
nach der Art der Schulwegbegleitung durch Erwachsene.<br />
Untersucht man die schulische bzw. unterrichtliche Auseinandersetzung mit<br />
Schulwegen, so kann man feststellen, dass die Schulwege der Kinder und<br />
Jugendlichen mit ihren individuellen Bedeutungen in den meisten Fällen<br />
unberücksichtigt bleiben und höchstens zu motivationalen Zwecken herangezogen<br />
werden, z. B. bei der traditionellen Einführung in die Kartenkunde<br />
oder im Zusammenhang mit der Verkehrserziehung unter dem Aspekt der<br />
Schulwegsicherheit. So werden z. B. in der umfangreichen Literatur zur Mobilitäts-<br />
und Verkehrserziehung immer wieder Anregungen zur Auseinandersetzung<br />
mit Schulwegen im Unterricht gegeben. Das subjektive Kartographieren<br />
spielt hierbei jedoch keine bzw. eine nur sehr untergeordnete<br />
Rolle. Nach Limbourg (2003 und 2009) zählt die Erarbeitung von „Schul-<br />
2 Teilweise gaben die befragten Elternteile mehrere Gründe für die Begleitung ihrer Kinder an.<br />
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