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öffnen die Perspektive für persönliche Phantasien, in denen Wünsche, Sehnsüchte<br />
und Hoffnungen lebendig werden.<br />
Ich werde beide individuell zusammengehörigen Karten daher im Folgenden<br />
im Zusammenhang betrachten. Da allein die Karten vorliegen und keine darauf<br />
bezogenen qualitativen Interviews, werden vorwiegend deskriptive<br />
Ansprüche an die Interpretation des vorliegenden Materials gestellt. Dabei<br />
werde ich folgendermaßen vorgehen: erstens (3.1) werde ich einige Beobachtungen<br />
skizzieren, die sich auf die Mehrzahl der angefertigten Darstellungen<br />
beziehen. Zweitens (3.2) werden an Einzelbeispielen Themen illustriert,<br />
auf die das jeweilige Kartenpaar bezogen ist. Die hier vorzustellenden<br />
Beispiele werden einerseits Einblicke in subjektive Selbst- wie Weltverhältnisse<br />
geben, die jeweils auf den Hintergrund aktueller Lebenssituationen<br />
bezogen sind, wenn diese auch im Dunkeln liegen. Andererseits werden die<br />
Beispiele ein Licht auf Projektionen werfen, die deutlicher erkennen lassen,<br />
welche Wünsche im „utopischen“ Bild einer imaginierten Stadt etwas über<br />
die Erlebniswirklichkeit der „eigenen“ Stadt aussagen. In beiden Kapiteln<br />
werde ich in erster Linie berichterstattend und nicht analysierend vorgehen.<br />
Analysen würden empirisch gesicherte Hintergrunderhebungen verlangen,<br />
die letztlich erst Gründe für die sich darstellenden (Karten-)Bilder verständlich<br />
werden lassen könnten. Mit Recht weist Hermann Hinkel darauf<br />
hin, dass „ein Umgang mit Kinderzeichnungen […] zu fatalen Fehlschlüssen<br />
führen“ kann (2000: 63). Dies gilt nicht nur für Kinderzeichnungen im engeren<br />
Sinne, sondern auch für die hier zu diskutierenden Arbeiten, zumal sie<br />
beträchtliche Anteile von Kinder- und Jugendzeichnungen implizieren, also<br />
oft keine „echten“ Karten sind (s.u.).<br />
3.1 Allgemeine Beobachtungen<br />
Die von den SchülerInnen angefertigten Zeichnungen fallen zunächst dadurch<br />
auf, dass sie nur zu einem kleinen Teil „reine“ Karten sind. Die meisten<br />
Ergebnisse sind hybride Gestalten. Wo ein kartographisches Grundraster<br />
in Form von Straßen, Gewässern, Gleisanlagen o. ä. zu erkennen ist, wurde<br />
dieses meistens durch die Zeichnung von Gegenständen im Aufriss ergänzt<br />
(sog. Steilbilder als Kombination von Grundriss- und Aufrisszeichnungen,<br />
vgl. Reiß 2000). Es gibt nur einzelne Belege für die Anfertigung einer Karte<br />
im engeren Sinne. In zahlreichen Fällen dominieren Darstellungen von szenischem<br />
Charakter, die in der Form einfacher Aufrisszeichnungen auf spärlichem<br />
topographischem Grundraster umgesetzt worden sind. Da die Ergeb-<br />
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