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4.5 Social cartography und volunteered GI<br />
Will man den citizenship- und empowerment-Gedanken weiterführen, kommt<br />
man nicht umhin, neben die mündige Konsumption die Produktion eigener<br />
räumlicher Repräsentationen zu stellen (vgl. u. a. Turnbull 1993). Im Sinne<br />
eines demokratischen Ansatzes geht es hierbei zunächst um die Kommunikation<br />
eigener, subjektiver Deutungen. Dies geschieht in alternativen Darstellungen,<br />
aber im Bewusstsein der Relationalität von Räumen. Dem folgt eine<br />
auf demokratischen Prinzipien beruhende Auseinandersetzung und Aushandlung<br />
mit Akteuren, die andere Deutungsangebote einbringen.<br />
Um eine relative Machtgleichheit herzustellen, bedarf es der Verfügbarkeit<br />
gleicher Kommunikationsmittel für alle Akteure. Frühere Laienkarten waren<br />
gegenüber den durch professionelle Kartographie produzierten institutionellen<br />
Karten im Hintertreffen. Von Kindern handgezeichnete „niedliche“ Karten<br />
kommunizieren ungefiltert deren Interessen, verschaffen ihnen jedoch<br />
keine gleichberechtigte Verhandlungsposition. Eine „unprofessionelle“ Gestaltung<br />
kann zudem den Betrachter zu verkürzten Schlussfolgerungen auf<br />
den Inhalt verleiten.<br />
Die Möglichkeiten des geoweb (als Teil des web2.0) versprechen dagegen<br />
die Mittel der Deutungskommunikation jedem einzelnen zur Verfügung zu<br />
stellen. Die technologischen und ökonomischen Barrieren zur Nutzung von<br />
Kartenproduktionsinstrumenten sinken drastisch. Jedermann kann mit frei<br />
zugänglichen digitalen Globen (z. B. Google Earth) oder Webmapping-<br />
Diensten (z. B. Scribblemaps) grafisch ansprechende, professionelle Gestaltungsmittel<br />
anwendende und damit konkurrenzfähige Karten erstellen und sie<br />
anderen über vorhandene web2.0-Kanäle zugänglich machen.<br />
Darüber hinaus bietet das geoweb geeignete Plattformen für das Aufeinandertreffen<br />
und die Verhandlung einer mit anderen Mitteln technisch schwer<br />
zu koordinierenden Vielzahl an Deutungen mit dem Ziel der für alle Beteiligten<br />
tragbaren Konsensfindung. Entgegen der Kritik der erwähnten Critical<br />
GIScience erlauben GI-Anwendungen im gewissen Maße Komplexität und<br />
Widerspruch. 4 Mehrdeutigkeit und Interessenvielfalt ersetzen potentiell einfache,<br />
singuläre Erzählungen. An die Stelle von face-to-face-Verhandlungen<br />
treten zeitlich und räumlich entankerte web2.0-Aushandlungsprozesse in<br />
sozialen Netzwerken, Foren und Wikis. Zeitliche Ungleichzeitigkeit mit<br />
4 Vgl. mapping controversies (Latour et al., 2010-12-06)<br />
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