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nisse folglich ihrem Typ nach zwischen Karte und Kinderzeichnung liegen,<br />
lassen sich auch grundlegende Erkenntnisse aus der psychologischen Forschung<br />
zur Kinderzeichnung auf das vorliegende Material beziehen. Diese<br />
bilden deshalb auch einen ergänzenden Deutungshintergrund für die drei allgemeinen<br />
Vorbemerkungen (s. 3.1.1 bis 3.1.3).<br />
Es versteht sich in gewisser Weise von selbst, dass subjektive Karten metrische<br />
und euklidische Bezüge nicht in einem kartographischen Sinne herstellen,<br />
sondern – wie bei Kinderzeichnungen im Allgemeinen zu beobachten –<br />
durch die Wiedergabe erlebter Raumbezüge gekennzeichnet sind (vgl. ebd.: 56).<br />
Darin drückt sich nur aus, was auch für die Auseinandersetzung mit Kinderund<br />
Jugendzeichnungen gilt. So zeichnen sich Kinderbilder ebenso wie<br />
Phantasielandkarten dadurch aus, dass sich beide „einerseits auf individuelle<br />
Lebenswelt, andererseits auf erweiterte gesellschaftliche Situationen und<br />
Probleme“ (Hinkel 2000: 65) beziehen. Ich werde für beide Einflussfelder<br />
mit Hermann Schmitz von Situationen sprechen, und zwar von persönlichen<br />
Situationen (bei Hinkel mit dem Begriff der Lebenswelt umschrieben), die<br />
durch biographiespezifische Bedingungen gekennzeichnet sind und von<br />
gemeinsamen Situationen, auf die alle Einflüsse aus dem sozialisationsrelevanten<br />
Umfeld eines Kindes bzw. Jugendlichen einwirken (vgl. auch Schmitz<br />
1994, 67 ff). Deshalb bringen die diesem Beitrag zugrundeliegenden Arbeiten<br />
auch in gewisser Weise eine „holistische“ Perspektive zur Geltung, deren<br />
spezifische Ganzheit durch die individuelle und gesellschaftliche (z. B.<br />
kulturindustriell) vermittelte Erlebniswelt der Kinder geprägt ist.<br />
Wenn bei der Interpretation von Kinderzeichnungen zu berücksichtigen ist,<br />
dass Kinder auch im Alter von vierzehn Jahren zum Teil noch keine Einführung<br />
in das perspektivische Zeichnen erhalten haben, so ist bei der Sichtung<br />
von Kartenzeichnungen zu beachten, dass offensichtliche Defizite in der elementaren<br />
Beherrschung einfachster kartographischer Darstellungsmethoden<br />
auf Mängel in der Einführung in das Kartenarbeiten zurückzuführen sein<br />
mögen. Der geringe Anteil erdkundlich relevanter Themen im Sachunterricht<br />
der Grundschule, insbesondere aber die geringe Bedeutung des Erdkundeunterrichts<br />
in der Stundentafel der Sekundarstufe I macht partielle Ausfälle im<br />
Arbeiten mit Mitteln der Kartographie, die ja auch in der Anfertigung von<br />
Phantasielandkarten aktualisiert werden müssten, plausibel. Wolfgang Reiß<br />
weist auf Studien hin, wonach nur 3 % aller Bilder von Vierzehnjährigen<br />
unter „der Rubrik «euklidisch» eingeordnet werden können“ (ebd.: 59).<br />
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