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4.4 Critical cartography und critical GIScience<br />

Reflexion, Geomedien und räumliche Repräsentationen finden im Bereich<br />

der Kritischen Kartographie und Critical GIScience zusammen. Grundlage<br />

derer ist die Konstruiertheit von Geomedien und räumlichen Repräsentationen.<br />

Entgegen eines Map Communication Models (vgl. Robinson 1952: 19),<br />

bei dem es um Optimierung der Vermittlung der kartographisch kommunizierten<br />

Botschaft geht, erkennen aktuelle Ansätze der Kritischen Kartographie<br />

stets eine Verschiebung der Bedeutung, die der Autor in ein Geomedium<br />

implementiert hat, zu jener, die der Leser aus diesem entnimmt. Das Medium<br />

ist somit kein Überträger von Nachrichten, die am Ende der Informationskette<br />

vom Leser entnommen werden, sondern stets Ausgangspunkt für dessen<br />

Hypothesenformulierung an das Geomedium, die im Hinblick auf ein spezifisches<br />

Problem sinnvoll erscheinen (vgl. MacEachren 1992: 100, Crampton<br />

2001: 245). Der Leser kann nicht die Aussagen des Autors ableiten; denn er<br />

besitzt nicht dessen Erfahrungsschatz und unbewusste Wahrnehmungskategorien<br />

und er stellt eventuell andere intentionale und unbewusste Anforderungen<br />

an das Medium.<br />

Im Hinblick auf räumliche Repräsentationen in digitalen Geomedien, die mit<br />

verschiedenen Freiheitsgraden gestaltbar sind, ist dieser Ansatz zu modifizieren:<br />

Die Spielräume der eigenen Hypothesengenerierung und Problemstrukturierung<br />

werden größer, da eine bewusste Wahl zwischen eine gewissen<br />

Anzahl an Raumkonstruktionen und Visualisierungen getroffen werden kann.<br />

Vor dem Hintergrund der Critical GIScience ist hier anzufügen, dass diese<br />

Hypothesenbildung stets nur im Rahmen der sogenannten Ontologie 3 eines<br />

Geoinformationssystems (GIS) vorgenommen werden kann. Das heißt, dass<br />

ein Problem im klassischen GIS bereits vollständig definiert vorliegt. Diese<br />

vollständige Definition im Rahmen der begrenzten Möglichkeiten der kartographischen<br />

Darstellung im GIS bedeutet wiederum eine immanente Reduktion<br />

der Komplexität.<br />

Dies greift auch den klassischen Kritikpunkt der Kritischen Kartographie auf<br />

der Autorenseite auf (vgl. u. a. Crampton 2001: 239–244). Geomedien und<br />

ihre räumlichen Repräsentationen sind stets Konstrukte, entstanden aus sub-<br />

3 Ontologie bezeichnet hier nicht wie in den Gesellschaftswissenschaften die Lehre vom Sein<br />

(vgl. Werlen 1995: 32), sondern eine gegebene Menge an Objekten mit all ihren relevanten<br />

Beziehungen (vgl. Schuurman 2004: 31).<br />

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