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dass die aktuellen Grenzen im Osten nur das Momentbild einer langen, noch<br />

unabgeschlossenen Entwicklung waren. Hier gab es noch viel zu tun, ehe die<br />

Grenze „reif“ war!<br />

Wie die Arbeit mit derartigen Karten und speziell der Volks- und Kulturboden-Karte<br />

realiter ausgesehen hat, ist nicht bezeugt, doch kann ein Unterrichtsvorschlag<br />

für Quinta und Quarta, also 11–12-Jährige, eine ungefähre<br />

Vorstellung davon vermitteln. Die Schüler sollten, mit der Wandkarte vor<br />

Augen, auf eine Phantasiereise geschickt werden, bei der sie nacheinander<br />

die verschiedenen Grenzarten kennen lernen. Scheer empfahl eine „lebensvolle,<br />

bis ins kleinste ausgemalte Schilderung“ (1928: 22).<br />

Zuerst kommt die politische Grenze mit Pass- und Zollrevision. Mit drastischen<br />

und humorvollen Erlebnissen wird die Koffer- und Rucksackkontrolle<br />

ausgemalt. Jenseits der Grenze wird ausgestiegen und einem Städtchen zugewandert.<br />

Aufmerksam sehen sich die Kinder „die Felder und Wege (...) an,<br />

achten auf das Stadtbild mit seinen Türmen und Dächern, treten auch wohl in<br />

ein Haus ein und sprechen mit den Menschen.“ Wieder im Zug, wird weiter<br />

durchs Fenster beobachtet, aber auch auf die zusteigenden Menschen und<br />

deren Unterhaltung geachtet. Immer mehr Reisende steigen ein, die eine uns<br />

unverständliche Sprache sprechen, schließlich sind wir „die einzig Deutschsprechenden<br />

in unserem Abteil“. Die Volksgrenze liegt hinter uns, aber noch<br />

nicht die Kulturgrenze! „Draußen ist alles wie vorher. Die Felder sind gepflegt<br />

wie bei uns, die Wälder ähnlich durchforstet, die Wege in gutem Zustande,<br />

die Häuser von ähnlicher Bauart, die Silhouetten der Städte zeigen<br />

gleiche Umrißformen wie bei uns, namentlich sind es die Kirchen, die ins<br />

Auge fallen und ein hervorragendes Kennzeichen abgeben. Dann aber ändert<br />

sich das Bild. Die Häuser sehen anders aus, sie haben vielleicht eine andere<br />

Dachform oder sind auch anders eingedeckt und unsauberer, der ganze Hof in<br />

ärmlichem und zerfallenem Zustande, die Wege nicht mehr so gut gepflastert,<br />

zwischen den Feldern schieben sich Ödflächen ein, der Wald nimmt einen<br />

urwaldartigen Charakter an. Wir haben auch die Grenze des deutschen Kulturbodens<br />

überschritten und erst jetzt fühlen wir uns ganz im Auslande“<br />

(Scheer 1928: 22f.).<br />

Trotz der Durchdringung des Geographieunterrichts mit der Volks- und Kulturboden-Ideologie<br />

bemängelte Walther Jantzen 1939 (31): „Noch sind wir allzu<br />

sehr gewohnt, mit allgemeinen physikalischen Karten zu arbeiten, die uns im<br />

großen und ganzen eigentlich nur die Höhenunterschiede einer Landschaft vor<br />

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