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Subjektives Kartographieren nimmt die Eigenwilligkeit, Selbstverständlichkeit<br />

und Dignität der Sichtweisen von Kindern und Jugendlichen ernst und<br />

unterstützt sie in ihren geographischen Bezügen und Bindungen zur Welt.<br />

Die subjektive, selbst hergestellte Karte wird durch die Alltagsorientierung<br />

zu einem Medium der Selbstvergewisserung des Ichs und seines Standorts in<br />

der Welt. Das Unerwartete, Individuelle, Mutative und Performative spielt<br />

eine große Rolle in solchen Weltaufzeichnungen. Kinder und Jugendliche<br />

stellen ihren Lebensbereich so dar, wie er ihnen erscheint. Individuell wichtige<br />

Topoi wie z. B. ein Kiosk, ein Spielzeugwarenladen oder eine Ampel<br />

treten deutlicher und relativ größer gegenüber anderen, weniger bedeutsamen<br />

Details hervor. Charakteristisch sind wahrnehmungsbedingte Verzerrungen<br />

der Maßstäblichkeit, ebenso Vermischungen von Grund- und Aufriss, die an<br />

die Ungenauigkeiten historischer Karten erinnern. Wer darin etwa ein Manko<br />

sieht, das es rasch auszumerzen gilt, verkennt das persönlich bildende Potenzial<br />

dieser Karten einer subjektiven Vermessung der Welt. Nach „lebensbedeutsamen<br />

Kontexten“ (DGfG 2010: 30) muss nicht mühsam gesucht werde,<br />

sie tun sich wie von selbst auf. Jeder Mensch ist sein eigener Kartograph, der<br />

die Welt und seine Positionen in der Welt in einer fortwährenden Kartographie<br />

des eigenen Lebens erfasst und für sein Denken und Tun verinnerlicht<br />

(vgl. Daum/Werlen 2002). Freilich bedarf die Frage nach dem eigenen<br />

Selbst, z. B. nach den „Technologien des Selbst“ und seiner emanzipierten<br />

bzw. aufgeklärten Selbstbildung auf dem Hintergrund persönlicher „Situationen“<br />

noch genauerer Klärung (vgl. hierzu ausführlicher Hasse 2007).<br />

Als sozialräumliche Praxis – innerhalb von Regionalisierungen, im Geographiemachen,<br />

in Verbindung mit einem relationalen Raumverständnis – erfährt<br />

der Umgang sowohl mit fremdem wie mit eigenen Karten eine neue<br />

Qualität. Karten sind nicht länger Spiegel „objektiver“ Gegebenheiten, sondern<br />

vielmehr Medium und Ziel praktischer Auseinandersetzung. Ein subjektbzw.<br />

sozialorientiertes Kartographieren hat den Vorzug, die Statik und die oft<br />

persönliche Belanglosigkeit konventioneller Raumdarstellungen zu überwinden<br />

und durch dynamischere, das Individuum herausfordernde Praxen des<br />

Kommunizierens und Handelns zu ersetzen. Subjektives Kartographieren als<br />

sozialräumliche Praxis stützt sich auf Institutionen sozialräumlicher Orientierung<br />

und praktizierter Welt-Bindung. Welt-Bindung wird hier verstanden als<br />

„die soziale Beherrschung räumlicher und zeitlicher Bezüge zur Steuerung<br />

des eigenen Tuns und der Praxis anderer“ (Daum/Werlen 2002).<br />

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