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Augen führen, kaum aber die Leistung eines Volkes im Bezwingen der Landschaft<br />

erkennen lassen.“<br />

5 Die geopolitische Karte<br />

Eine besondere Art der suggestiven Karte waren die geopolitischen Kartenwerke,<br />

die seit Ende der 1920er Jahre den Lehrmittelmarkt überschwemmten.<br />

Ein Typen-Atlas sollte die reiferen Schüler in geopolitische Grundbegriffe<br />

einführen und ihnen begreiflich machen, dass die Bewohner eines bestimmten<br />

Raumes unabhängig von ihrer Rasse, ihren Anlagen und ihrer Staatsform<br />

„immer wieder (wenn auch vielleicht mit Unterbrechungen) in die gleiche<br />

geschichtliche Entwicklung hineindrängt“ (Schmidt/Haack 1929: III) würden.<br />

Ähnliche „‘geomorphologische Raumtypen’“ würden sich stets „ähnliche<br />

politischgeographische Gestaltungsformen“ schaffen. Entsprechend<br />

wimmelt es in dem Band nur so von „‘ewigen, ehernen, großen Gesetzen’“<br />

der Staaten, „die in der Natur ihres Erdraumes begründet liegen“ und „‘ihres<br />

Daseins Kreise vollenden’“ (III). Der Autor einer anderen Publikation hob als<br />

Charakteristikum geopolitischer Karten hervor, dass sie „zwei Komponenten<br />

der Staatenkunde im weitesten Sinne in einem Bilde“ zusammenbrächten:<br />

„den unveränderten physischen Raum mit seiner immer gleichen Raumsprache<br />

und die von diesem physischen Raum motivierten, aber von der ‘Zeit’,<br />

d. h. vom politischen Willen des Menschen kombinierten, potenzierten, aber<br />

auch denaturierten oder gar willkürlich zerstörten Lebensräume, die wir eben<br />

‘Staaten’ nennen“ (Linhardt 1935: 15; Herv. i. O.).<br />

Geopolitische Karten sollten nach der Ansicht Adolf Grabowsky „expressionistisch“<br />

sein, also „nicht auf realistische Vollständigkeit“ achten, sondern<br />

(wie schon Haushofers „suggestive Karte“) „auf Erfassung des Wesentlichen“,<br />

auf „Hauptsächliches“. Sie würden sich „genau so an das Auge wie an<br />

den Verstand“ wenden und auf ein „plastisches weltpolitisches Sehen“ abzielen.<br />

Hinzu komme noch der „Willen“, an den die Geopolitik appelliere;<br />

denn Geopolitik sei „Aktivität, Dynamik, nicht Statik“. Das gelte auch für die<br />

geopolitische Karte: „Die (…) Dynamik, die der Staatsdynamik entströmt,<br />

hat sich in die neue Karte ergossen. Der politischen Geographie entspricht die<br />

statische Karte, der Geopolitik die dynamische“ (1933: 41f.).<br />

Diese Weiterentwicklung der „suggestiven Karte“ (s. o.) hatte graphische<br />

Folgen: die Einführung des dynamischen Pfeils, der Raum und Zeit miteinander<br />

verknüpfte und Willens- und Stoßkraft im Raum symbolisieren sollte,<br />

aber auch zum Zeichen für Bedrohung und Rückgang werden konnte. Raum-<br />

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