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Mirka Dickel<br />
Durchkreuzen und Durchqueren –<br />
Kartographie als Praxis der Selbst-Verortung auf Reisen<br />
1 Einleitung<br />
In dem Roman „Die Karte meiner Träume“ aus dem Jahre 2009 entfaltet der<br />
Autor Reif Larsen die Reiseerlebnisse von T.S. Spivet, der in jungen Jahren<br />
seine Leidenschaft für die Kartographie 1 entdeckt, die ein Leben lang anhält.<br />
Er kartiert akribisch alles, was ihm begegnet, zunächst auf einer Ranch in<br />
Montana, dann unterwegs auf dem Weg nach Washington, wo er eingeladen<br />
ist, einen Wissenschaftspreis für seine Kartierungen entgegen zu nehmen.<br />
Im Laufe seiner Reise verändert sich sein Verhältnis zur Kartographie. Dies<br />
wird u. a. an einem Kommentar deutlich, den er seiner ersten Karte (Abb. 1),<br />
die zu Hause auf der Veranda der Ranch im Alter von 6 Jahren entstanden ist,<br />
aus der Retrospektive zur Seite stellt:<br />
„Damals fand ich, das sei eine gute Anweisung, wie man auf den alten<br />
schrulligen Mount Humbug hinaufsteigen konnte, um Gott einmal die<br />
Hand zu schütteln. […] Ich habe damals noch nicht begriffen, dass die<br />
Darstellung des Ortes etwas anderes ist, als der Ort selbst. Mit sechs<br />
Jahren konnte ein Junge noch mit derselben Selbstverständlichkeit in<br />
einer Zeichnung leben wie an dem dazugehörigen Ort“ (Larsen 2010: 9).<br />
1 Wenngleich zwischen den Ausdrücken „Kartographieren“ und „Kartieren“ semantische<br />
Unterschiede bestehen mögen, verwende ich sie weitgehend synonym und folge damit Gepflogenheiten<br />
in der außergeographischen Szene, besonders im Bereich der Ästhetik bzw.<br />
Kunst.<br />
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