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Wohnumfeld noch ihren Schulweg genauer. Dem passiven Transportiertwerden<br />

und der sozialräumlichen Entfremdung stellt Daniela Schmeinck in ihrem<br />

Beitrag eine „Geographie der eigenen Wege“ gegenüber. Subjektives Kartographieren<br />

unterstützt hierbei autonome Lernprozesse, z. B. Einzelheiten des<br />

Schulwegs wieder bewusst und mit allen Sinnen wahrzunehmen, das Wohnumfeld<br />

aktiv zu erschließen und sich selbständig anzueignen. Der Schulweg<br />

vermittelt auf diese Weise Geborgen- und Vertrautheit, er gibt Raum für<br />

Bewegung, Interaktion und Kommunikation.<br />

Bei der sozialen Produktion von Raum spielen Geoinformation (GI) und<br />

deren räumliche Repräsentationen eine wesentliche Rolle, da sie Deutungen<br />

objektivieren, Regeln setzen, Bilder der Welt inspirieren und damit Handeln<br />

strukturieren helfen. Inga Gryl, Thomas Jekel und Robert Vogler betonen in<br />

ihrem Beitrag einerseits die Wichtigkeit, Geomedien als subjektive wie diskursive<br />

Produkte im Alltagshandeln reflektiert lesen zu können. Andererseits<br />

regen sie unbedingt an, eigene subjektive Deutungen mittels Geomedien konkurrenzfähig<br />

zu kommunizieren und in Aushandlungsprozesse einzubringen.<br />

Derartige Kompetenzen – zusammengefasst unter dem Terminus „spatial<br />

citizenship“ – lassen subjektive Kartographien multiperspektivisch betrachtbar<br />

und schulpraktisch anwendbar werden. Die hierdurch evozierte Kommunikation,<br />

Partizipation und Kollaboration unterstützt die Handlungsfähigkeit<br />

der Subjekte.<br />

Karten haben Tradition; dass dies nicht allein für die Methoden der Kartographie<br />

gilt, sondern auch für die Zurichtung des Dargestellten, zeigt der Beitrag<br />

von Hans-Dietrich Schultz. Am Beispiel des Geographieunterrichts der<br />

Weimarer Republik und des „Dritten Reiches“ wird der verdeckte Anspruch<br />

auf Repräsentation politisch herrschender Weltbilder illustriert. Die scheinbar<br />

wertneutrale und reale Sachverhalte gleichsam abbildende Karte erweist sich<br />

als Medium des »heimlichen Lehrplans« für Zwecke der Propaganda und<br />

Ideologiebildung; sie soll „bilden“, indem sie auf Haltungen und Einstellungen<br />

der Lernenden einwirkt. Das historische Lehrstück zeigt im Allgemeinen,<br />

dass Karten in ihrem didaktischen Gebrauch der kritischen Reflexion ihrer<br />

impliziten suggestiven Bedeutungen bedürfen.<br />

Im Juli 2011<br />

Egbert Daum<br />

Jürgen Hasse<br />

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