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Abb. 4<br />
Wodurch unterscheiden sich die beiden Europakarten?<br />
Die verdienstvolle weltweite Arbeit der Goethe-Institute wurde 2001 mit der<br />
Sondermarke „50 Jahre Goethe-Institute“ geehrt, die das Wort “Goethe” in<br />
Lautschrift vor einer Weltkarte zeigt (Abb. 5). Die Designerin dieser Briefmarke,<br />
der entgangen war, dass Grönland und Island auf ihrer Weltkarte<br />
fehlten, war völlig überrascht, als sie von massiven Protesten aus diesen beiden<br />
Ländern hörte und sogar von Forderungen, die Briefmarke einzustampfen<br />
(vgl. Schneider 2005). Die Karte hat freilich noch mehr Defizite: Abgeschnitten<br />
wurde die niederkalifornische Halbinsel, immerhin 1.200 km lang<br />
und 80 bis 220 km breit. Japan ist unglücklicherweise durch die Beschriftung<br />
fast ganz zugedeckt; Sri Lanka (bis 1972 Ceylon), obschon flächenmäßig<br />
beinahe so groß wie die Republik Irland, fehlt ebenso wie Neuseeland – aber<br />
von Protesten aus diesen beiden Ländern ist nichts bekannt. Der Rechtfertigungsversuch<br />
der Designerin, dass es bei einer Weltkarte auf die einzelnen<br />
Länder nicht so sehr ankäme, verweist auf die individuelle Struktur ihrer<br />
subjektiven Karte und auf das grundsätzliche Problem spezifischer Blindheiten,<br />
Verzerrungen und Selektionen. Subjektive Karten können tückisch sein,<br />
weil sie ihre eigenen weißen Flecken und Verzerrungen haben, derer wir uns<br />
im Allgemeinen nicht bewusst sind und die daher höchste Wachsamkeit<br />
erfordern (vgl. Gryl 2010).<br />
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