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Man sieht, daß die Beurteilungen in 22 Fällen (65 Prozent) übereinstimmen,<br />
in 9 Fällen um eine Stufe und in 3 Fällen um zwei Stufen abweichen. Abweichungen<br />
um eine Stufe sind nicht weiter verwunderlich; auffallender aber<br />
sind die größeren Differenzen, denen ich einzeln nachgegangen bin. Im ersten<br />
Fall (Zeugniszensur III statt I) antwortete die Lehrerin, die von meinen<br />
Ergebnissen nichts wußte, auf meine Frage nach den Leistungen der Schülerin<br />
ganz spontan: „Begabt, aber faul!“ Besser konnte die Differenz nicht<br />
erklärt werden: die Phantasielandkarte hatte die Begabung der Schülerin zum<br />
Ausdruck gebracht. Bei der zweiten Schülerin (Zeugniszensur I statt III) lag<br />
der Fall umgekehrt: fleißiges Auswendiglernen hatte die hohe Wertung im<br />
Zeugnis bewirkt. Die dritte Schülerin hatte die Aufgabe mißverstanden.<br />
Der Versuch, der allerdings nur 34 Schülerinnen erfaßte, zeigte also eine<br />
hohe Korrelation zwischen dem Lehrerurteil und der Einstufung nach den<br />
Phantasielandkarten. Es wäre deshalb zu fragen, ob man nicht die Phantasielandkarte<br />
als Probierstein für die Reife im geographischen Denken verwenden<br />
könnte. – Noch wertvoller ist es, die Karten mit den Schülern zu besprechen.<br />
Dazu seien einige kurze Überlegungen angestellt.<br />
Es besteht Einigkeit darüber, daß der Erdkundeunterricht sich nicht in Namen<br />
und Schilderungen erschöpfen darf, sondern auch die Wechselbeziehungen<br />
aufzudecken hat, die zwischen den Erscheinungen des Raumes und zwischen<br />
Mensch und Landschaft bestehen. Das erfordert eine Denkschulung, die der<br />
Kausalität des Entstehens und der Finalität des Schaffens nachspürt. Dieser<br />
Aufgabe kommt die Neigung des Schülers der Oberstufe entgegen, allgemeine<br />
Gesetzlichkeiten an einem bestimmten Fall zu gewinnen und sie auf<br />
andere Fälle anzuwenden. Kroh hat gerade die Erdkunde als Beispiel angeführt,<br />
das einem solchen Suchen breiten Spielraum bietet, allerdings auch<br />
hinzugefügt, daß das mechanische Anwenden zu falschen Schlüssen führen<br />
kann. Wenn wir die Landkarte als ein wesentliches Arbeitsmittel der Erdkunde<br />
ansehen, so sind dem Anwenden allgemeiner Gesetzlichkeiten tatsächlich<br />
enge Schranken gesetzt, die vor allem in der Generalisierung der<br />
Karte begründet sind. Wichtige Aussagen wie Bodenbenutzung, Flußtiefen,<br />
Meeresströmungen, Tiefdruckstraßen müssen oft der Lesbarkeit wegen geopfert<br />
wenden, so daß der Schüler bei Anwendung einer gelernten Gesetzmäßigkeit<br />
immer wieder auf Einschränkungen, Berichtigungen, Aufhebungen<br />
stößt, die er nicht vorhersehen konnte. Hier bieten sich die Phantasielandkarten<br />
als willkommene Hilfe an, da hier der Schüler alles selbst bestimmen<br />
kann und nichts verschwiegen zu werden braucht. Im Gespräch mit ihm wird<br />
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