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was unterschieden wird, erst entsteht“ (Waldenfels 2004: 174). Anders gesagt,<br />
in der Diastase bilden sich Zeit und Raum neu.<br />
Die Diastase gewinnt „einen radikal zeitlichen Sinn, wenn wir die Vorgängigkeit<br />
eines Widerfahrnisses mit der Nachträglichkeit der einer antwortproduzierenden<br />
Wirkung zusammendenken. […] Erst im Antworten auf das,<br />
wovon wir getroffen sind, tritt das, was uns trifft, als solches zutage“<br />
(Waldenfels 2004, 178 und 13). Die Verschiebung hat zeitlichen Charakter<br />
und gibt der Zeit selbst ihr eigentümliches Gepräge. Ebenso ist es mit dem<br />
Raum. Die Verschiebung prägt erst den Raum. Sie hat nicht nur räumlichen<br />
Charakter. In ihr entstehen das Hier und das Anderswo erst (vgl. Sabisch<br />
2007: 10).<br />
Karten kann man somit auffassen als Instrument bzw. Praxis eines Antwortens<br />
auf Widerfahrnisse. Über das Kartographieren formiert sich die Reiseerfahrung.<br />
Erfahrung ist gleichzusetzen mit der Verschiebung des raum-zeitlichen<br />
Gepräges unseres Seins. Raum und Räumlichkeit gehören in diesem<br />
Sinne zur Grundverfasstheit der menschlichen Existenz. Dieser Raum ist nie<br />
schlicht gegeben, sondern muss freigelegt werden. Erfahrungen werden in<br />
den Karten in den kommunikativen Erfahrungsraum übersetzt. In Karten<br />
kommt Eigen-Sinn zum Ausdruck; dieser ist den Karten als Spur eingeschrieben.<br />
5 Kartographien von unterwegs<br />
Die folgenden Beispiele wurden im Rahmen des Projektes „Hamburg Kartierung.<br />
Mapping Hamburg“ der Galerie für Landschaftskunst und des Kunstvereins<br />
in Hamburg angefertigt (vgl. Krause 2004; Dziewior 2004). Die<br />
Kartographen unternahmen in ihren Arbeiten Erkundungen des städtischen<br />
Raums und untersuchten Vorstellungen von Natur und Landschaft. Sie setzen<br />
sich neuen Erfahrungen aus, indem sie die Stadt und das Umland Hamburgs<br />
abseits der ausgetretenen Pfade erkundeten. Dabei ergaben sich Auseinandersetzungen<br />
mit dem öffentlichen Raum, Untersuchungen landschaftlicher und<br />
urbaner Strukturen in Bezug auf ihre ökologischen, sozialen und politischen<br />
Bedeutungen. Die einzelnen Projekte sollen als Beispiele dafür dienen, wie<br />
fremde Orte auf ungewöhnliche Weise nach eigenen Fragestellungen aufgeschlossen<br />
werden können.<br />
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