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Abb. 6 Mitten in Deutschland?<br />
(Stadt Kassel, Presse- und Werbeamt,<br />
vermutlich 1991)<br />
Abb. 7 Mitten in Deutschland?<br />
(Türkisches Fremdenverkehrsamt Berlin)<br />
Übersteigerungen und förmliche Fälschungen in Karten können politisch motiviert<br />
sein. Eindrucksvoll stellt Schultz (2007) die propagandistische „Kraft der<br />
Karte“ in der deutschen Schulgeographie der Zwischenkriegszeit heraus: „Sie<br />
wussten, was sie taten!“ (vgl. hierzu auch den Beitrag von Hans-Dietrich<br />
Schultz in diesem Band). In der DDR schützte sich die Staatssicherheit mit<br />
gefälschten Straßenkarten vor neugierigen Bürgern. Das Prominentengetto in<br />
Wandlitz z. B. ist in älteren Karten mit Zufahrtsstraßen noch als „Waldsiedlung“<br />
verzeichnet, in später herausgegebenen Generalkarten fehlt hingegen das<br />
ganze Wohngebiet samt Zuwegen (vgl. Der Spiegel, Nr. 34/ 1990: 14). Weitere<br />
Anregungen für den kritischen Umgang mit manipulierten bzw. gefälschten<br />
Karten finden sich bei Heyden (2005), Marek (2009) und Monmonier (1996).<br />
2 Der Mythos der „objektiven“ Karte<br />
Die vorgestellten kartographischen Beispiele belegen, wie überaus subjektiv<br />
der Blick auf die Welt sein kann. Im Geographieunterricht freilich hat der<br />
Gedanke einer Kartographie, die unmittelbar auf den individuellen Wahrnehmungen<br />
und Regungen des lernenden Subjekts aufbaut, bisher wenig<br />
Anklang gefunden. Herkömmliche kartographische Themenstellungen – insbesondere<br />
jene unverwüstlichen, oft staubtrockenen „Einführungen in das<br />
Kartenverständnis“ – gehen auf die subjektive Seite der Kartographie selten<br />
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