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Kriegszeiten. Dummerweise aber, räumte er ein, wirke die Karte, unabhängig<br />
davon, ob sie „gut“ war oder nicht, in jedem Falle auf den Laien „apodiktisch“,<br />
so dass er ihr kritiklos glaube. Das wüssten leider auch andere Staaten,<br />
insofern sei die Karte nicht nur ein „hervorragendes“, sondern auch ein „verderbliches“<br />
(395) Propagandamittel.<br />
Max Eckert-Greifendorffs großes Anliegen wiederum war, dass die politischgeographische<br />
Karte zeige, „wie ein Volk in seinen von politischen Grenzen<br />
umrissenen Lebensraum hineinwächst und darüber hinausquillt“ (1939: 348).<br />
Die „Deutschtumkartographie“ sollte von einem „ganzheitlichem Volksdenken“<br />
ausgehen und berücksichtigen, dass es auch jenseits der Grenze „deutsches<br />
Nährland und deutsche Heimat“ gebe und vielfach auch Gebiete, „die von fremden<br />
Kulturgewächsen überwuchert“ (197f.) seien. Wer sich messend mit der<br />
Erde vertraut mache, dem stelle sich zugleich die Frage, „wieweit können wir<br />
[Deutschen] uns ausdehnen, wo sind unserem Ausbreitungsdrang Grenzen gesetzt,<br />
wo heißt es: Bis hierher und nicht weiter!“ (391). Verändere bzw. erweitere<br />
sich eine „politischen Gestalt“, so müsse „auf Schulatlantenkarten das politische<br />
Bild ganz besonders durch plakatartig wirkende Farbengebung in die Augen<br />
springen“, „was auch nicht zu beanstanden“ sei, „da es sich um eine rein pädagogische<br />
Maßnahme“ (339) handele. Die pädagogische Intention rechtfertigte<br />
demnach die farbliche Übertreibung der „Neuschöpfung“ des „Großdeutschen<br />
Reiches“. Geopolitische Karten (s. u.), die er durchaus schätzte, wollte er<br />
dennoch nicht in Schulatlanten sehen, dort hinein gehörten „lediglich Dinge<br />
von sicherem und einigermaßen dauerndem Werte“ (347).<br />
4 Kartenbeispiele<br />
Wie sah der Kartenbeitrag der Schulgeographie zum Revisionismus der Zwischenkriegszeit<br />
aus? Dazu muss man wissen, dass der Geograph mit verschiedenen<br />
Deutschlandbegriffen operierte. Neben dem politischen Deutschland<br />
kannte er noch ein physisches resp. „geographisches“ Deutschland, und<br />
ein völkisch-kulturelles, das als „Volks- und Kulturboden-Deutschland“ firmierte.<br />
Letzteres spiegelte aus Sicht seines Schöpfers, Albrecht Penck, die<br />
großartigen Leistungen des deutschen Volkes wider und kompensierte so den<br />
verlorenen Krieg durch das Gefühl einer kulturellen Überlegenheit der Deutschen.<br />
Solch deutscher „Volks- und Kulturboden“ konnte überall auf der<br />
Welt entstehen, wo Deutsche siedelten, ja, es gab für Penck sogar einen<br />
„deutschen Kulturboden“ ohne deutsches Volk. Er sei von fremden Völkern<br />
geschaffen worden, die aus Unfähigkeit zu einem eigenen den deutschen<br />
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